Portrait - Initiativen
Sicherheit ist eine Frage der Unternehmenskultur
Der gelernte Chemiker Maurizio Nappa ist bei Dow «Leader Responsible Care» für die Märkte Schweiz, Zentraleuropa und Russland. Sein Aufgabengebiet umfasst auch alle Sicherheitsfragen. Er setzt stark auf gemeinsames kontinuierliches Weiterentwickeln der Standards sowie den ständigen Dialog mit allen Beteiligten. Sicherheit ist bei Dow ein zentrales Element der Unternehmenskultur.
Wie Dow in der Schweiz für einen unfallfreien Betrieb sorgt
Im Gespräch mit dem Sicherheitsverantwortlichen Dr. Maurizio Nappa
Gleich bei der ersten Begegnung wird klar: Dieser Mann verkörpert das Sicherheitsdenken, Sicherheit ist sein Leben. Der gelernte Chemiker Maurizio Nappa sorgt bei Dow mit grosser Leidenschaft als «Leader Responsible Care» an den Standorten in der Schweiz, Zentraleuropa und Russland für die Sicherheit sowie die Einhaltung aller Umweltstandards. Im zentralen Kontrollraum am Hauptsitz in Horgen stellt der gebürtige Süditaliener das Sicherheitskonzept von Dow sogleich in einen grösseren Zusammenhang: «Die chemische Industrie hat einen deutlich höheren Anspruch an das Sicherheitsdenken. Deshalb gehört unsere Branche heute zu den sichersten weltweit. Trotzdem sehen wir bei Dow die Sicherheit weiterhin als Daueraufgabe. Dafür setze ich mich täglich ein.» Für Nappa und sein Team ist dann ein Arbeitstag erfolgreich, wenn am Abend alles gleich ist wie am Morgen, also nichts passiert ist. «Für uns ist jeder ereignislose Tag ein guter Tag», meint der erfahrene Chemiker scherzhaft.
Der Sicherheitsraum bei Dow in Horgen (von links nach rechts: Selim Bensason, Hans Ueli Bachmann, Maurizio Nappa, Luisa Buffolino und Adrian Menzi (Securitas)). Das Team rund um Maurizio Nappa sieht sich nicht als Polizei sondern als Sicherheitsberater für alle Mitarbeitenden sowie externen Lieferanten.
Gleiche Sicherheitsanforderungen für interne und externe Personen
Dow ist seit über 40 Jahren in Horgen präsent. Am Zürichsee befindet sich der regionale Hauptsitz von Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Indien. Der Schweizer Standort gehört zu den wichtigsten Standbeinen in Europa, insbesondere wenn es um die Entwicklung innovativer Produkte geht. Heute sind in Horgen und drei kleineren Werken (Buchs/SG, Freienbach und Littau) rund 600 Mitarbeitende in Forschung, Administration und Produktion tätig. Hinzu kommen unzählige externe Arbeitskräfte der Zulieferfirmen, die täglich auf dem Gelände zu tun haben. Dies stellt auch für den erfahrenen Sicherheitsexperten Nappa eine ständige Herausforderung dar. Er stützt sich dabei auf das umfassende Sicherheitskonzept von Dow, welches auf den sogenannten «Life Critical Standards» aufbaut. Dabei werden die verschiedenen beruflichen Tätigkeiten in acht Kategorien eingeteilt, für die ganz spezifische Sicherheitsstandards gelten. Die Mitarbeitenden kennen diese dank laufender Schulung genau. Ein besonderes Augenmerk wird auf die externen Zulieferer geworfen, welche ihre Mitarbeitenden auf dem Dow-Gelände einsetzen. Es gilt der Grundsatz, alle gleich zu behandeln. Egal ob intern oder extern, alle Personen auf dem Gelände haben dieselben Anforderungen zu erfüllen. Dabei spielt ein spezifisches Instrument eine wichtige Rolle: Das sogenannte «Safe Work Permit» (SWP) wird täglich vor dem Start der Arbeiten von allen Beteiligten, also externen Mitarbeitenden und ihren internen Partnern bei Dow, gemeinsam erstellt und unterzeichnet. Es dient als Leitlinie für die auszuführenden Arbeiten auf dem Werksgelände. Ist zum Beispiel eine externe Firma für die Maschinenreparaturen auf dem Areal tätig, wird klar definiert, in welchen Arbeitsbereichen welche Sicherheitsstandards eingehalten werden müssen. Zum Beispiel ist es im Laborbereich sicherheitsrelevant, welche Geräte unter welchen Bedingungen angesichts der dort vorhandenen chemischen Stoffe überhaupt berührt oder repariert werden dürfen. Solche und viele weitere Kriterien sind durch alle beteiligten Personen jederzeit und lückenlos zu erfüllen. An den einzelnen Standorten werden täglich bis zu 15 solcher SWP erstellt, um die Sicherheitsrichtlinien jederzeit einhalten zu können.
Wir sind nicht die Polizei, sondern Berater
Doch solche Richtlinien, seien sie intern oder eben extern über die SWP, sind nur ein Element auf dem Weg zum unfallfreien Betrieb. Sicherheit hat auch viel mit Unternehmenskultur zu tun. Und darauf setzt Dow ganz speziell. «Sicherheit ist eine Kulturfrage. Nur im ständigen Dialog aller Beteiligten können wir die Standards laufend weiterentwickeln», ist Nappa von der Wichtigkeit eines gemeinsamen Vorgehens überzeugt. Deshalb kommt nicht ein System mit «Command/Control» zur Anwendung, sondern Dow setzt bewusst auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Verbesserung der Prozesse. Entscheidend dabei ist es, dass bei einem Sicherheitsvorfall der Fehler nicht nur beim Verursacher gesucht wird, sondern auch die von Dow definierten Prozesse hinterfragt werden. «Wir fragen uns bei allen Vorfällen auch immer: Hat hier Dow die richtigen Prozesse vorgegeben und die Mitarbeitenden angemessen geschult oder instruiert?» umschreibt Nappa dieses Vorgehen. Das Feedback der Mitarbeitenden ist dabei ebenso wichtig wie externe Expertenmeinungen, die regelmässig eingeholt werden. Intern sorgen neben entsprechender Ausbildung der Mitarbeitenden durch Coaches und Controller sogenannte «Safety Ambassadors» dafür, dass jederzeit und nahe bei den Abteilungen Ansprechpartner für alle Sicherheitsfragen zur Verfügung stehen. «Unser Team versteht sich nicht als Polizei, sondern als Berater für Sicherheitsfragen», meint Nappa zur Sicherheitskultur bei Dow. Schliesslich sind auch regelmässige weltweite interne Audits im Dow-Konzern ein fester Bestandteil der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Bei den rund 6'500 Dow-Sicherheitsregeln dauern solche Audits gut und gerne eine Woche oder länger.
Erfreuliche Unfallbilanz dank ausgereiftem Sicherheitssystem
Das Sicherheitssystem von Dow ist äusserst erfolgreich. So wurden an den Schweizer Standorten seit 2008 keine grossen Unfälle mehr registriert. Damals hatte sich ein Mitarbeiter die Finger in der Tür eingeklemmt. Schmerzlich, aber für eine Chemiefirma sicherlich ein verkraftbarer Unfall. Dass diese Bilanz auch in Zukunft so erfreulich bleibt, ist nicht selbstverständlich. Das weiss auch Nappa: «Der Mensch tendiert dazu, nachlässig zu werden. Aber Sicherheit ist wie eine Reise ohne Ende. Wir arbeiten täglich daran, die Aufmerksamkeit der gesamten Belegschaft und der Zulieferer hoch zu halten. Schliesslich wissen wir, dass rund 90% der Unfälle nicht technisch bedingt sind, sondern auf menschliches Versagen zurückzuführen sind.» Und damit schliesst sich der Kreis. Der Faktor Mensch ist und bleibt entscheidend. Ohne entsprechende Unternehmenskultur ist auch bei besten technischen Sicherheitssystemen kein unfallfreier Betrieb möglich.
Sicherheitsdenken als stetiger Begleiter
Bei Dow soll Sicherheit bei allen Mitarbeitenden eine tägliche Selbstverständlichkeit sein. Dafür unternimmt das Unternehmen einiges. Es baut dabei auf ein mehrstufiges Ausbildungs- und Informationskonzept. Grundlage dazu bilden die berufsspezifischen Sicherheitsfragen. Alle Mitarbeitenden nehmen regelmässig mehrmals jährlich an einem obligatorischen Sicherheitstraining im Sinne eines Refreshers teil.
Zu diesen Trainings kommen jährlich rund zehn «Safety Meetings» mit den in allen Abteilungen tätigen «Safety Ambassadors». Diese dienen der Klärung spezifischer Sicherheitsfragen in den einzelnen Abteilungen und Teams. Um das Thema noch stärker in den Arbeitsalltag zu integrieren, startet bei Dow jedes Meeting mit einem sogenannten «Safety Moment». Dabei werden kurze Beispiele, aktuelle Erlebnisse im Bereich Sicherheit oder einfach ein kurzer Tipp für den Alltag aufgegriffen. Dadurch wird Sicherheit zur täglichen Selbstverständlichkeit.
Das Thema hört bei Dow aber nicht am Arbeitsplatz auf. Sicherheit im Alltag bildet einen weiteren Schwerpunkt. Der einmal pro Jahr durchgeführte Sicherheitstag übernimmt dabei eine zentrale Rolle. Dort werden Themen wie Sicherheit im Haushalt oder auch Sicherheit auf privaten wie geschäftlichen Reisen aufgegriffen. Dabei wird durchaus auch externes Material der SUVA oder der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu genutzt, es kommen aber auch viele international verfügbare Ressourcen von Dow zum Einsatz. Alle Dokumente und Videos sind jederzeit auf dem Intranet frei verfügbar.
Dass das Sicherheitskonzept von Dow in der Schweiz aufgeht, zeigen nicht nur die makellosen Unfallstatistiken der letzten Jahre. Die Veranstaltungen sind gut besucht, die Diskussionen und Fragerunden stets animiert. Das interne Material wird rege benutzt. Sicherheit wird von den Dow-Mitarbeitenden täglich gelebt und ist schon längst stetiger Begleiter in Beruf und Alltag.
Text und Fotos: Marcel Kamm, kommunikationsplan GmbH, 4. September 2017
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