Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences

Dossiers - Reformen im Gesundheitswesen

Vorschläge für eine sichere Versorgung mit Arzneimitteln

06.06.2024

Die Sicherstellung einer zuverlässigen Arzneimittelversorgung ist für die Gesundheit der Bevölkerung und die Stabilität des Gesundheitssystems von zentraler Bedeutung. Obwohl die Schweiz führend in der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist, gibt es auch hierzulande Engpässe bei der Verfügbarkeit von Medikamenten. Das verbandsübergreifende Positionspapier beleuchtet die Hintergründe der Problematik und zeigt Lösungsansätze auf.

Die Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind das Ergebnis eines komplexen ökonomischen Zusammenspiels: Der ausgeübte Kostendruck seitens des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) gefährdet die Wirtschaftlichkeit vieler Produkte. Der Preisdruck zwingt die Industrie zur Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland, was zu einer Konsolidierung und Verdrängung von Anbietern aus dem Markt führt. Dies wiederum erhöht die Abhängigkeiten und macht die Lieferketten anfällig. Unvorhersehbare externe Faktoren, wie die Covid-19 Pandemie, können die Situation zusätzlich verschärfen.

Meldesystem und Pflichtlager
Die Arzneimittelversorgung wird grundsätzlich durch ein Meldesystem sowie durch ein vom Bund vorgeschriebenes und von der chemisch-pharmazeutischen Industrie finanziertes Pflichtlager sichergestellt. Der laufende Ausbau der Meldepflicht führt indes zu erheblichem Zusatzaufwand bei den Pharmaunternehmen, weshalb das aktuelle Meldesystem durch ein vom Bund finanziertes, automatisiertes und risikobasiertes Meldesystem ersetzt werden muss. Massvolle Pflichtlager entlang der gesamten Vertriebskette können zwar die Versorgungssicherheit stärken. Jedoch muss die Kostentragung reformiert werden, da diese aufgrund der staatlichen Preisfestsetzung nicht auf die Konsumentinnen und Konsumenten überwälzt werden kann, wie dies bei anderen Produkten der Fall ist. Der Bund soll sich deshalb an den Pflichtlagerkosten beteiligen.

Attraktiver Standort Schweiz
Die Covid-Pandemie hat gezeigt, dass die Liefer- und Produktionsketten auch in Zukunft international sein werden und eine Eigenversorgung der Schweiz unrealistisch ist. Als international anerkannter Pharmastandort  muss der hiesige Produktionsstandort dennoch durch attraktive Rahmenbedingungen im Chemikalienrecht, in der Energieversorgung sowie durch einen gesicherten Zugang zu Fachkräften gestärkt werden. Zudem sichert eine diversifizierte Produktpalette die Versorgung. Diese wird durch Investitionen in den Forschungs- und Entwicklungsstandort Schweiz, den starken Schutz von geistigem Eigentum sowie eine faire Honorierung der Forschung sichergestellt.

Zugang zu innovativen Therapien
Ein weiterer Aspekt der Versorgungssicherheit ist der effiziente und unbürokratische Zugang zu innovativen Therapien: Frühe Zulassungen in der Schweiz erfordern harmonisierte Anforderungen bei den einzureichenden Daten, eine progressive Umsetzung wissenschaftlicher Entwicklungen und einen lösungsorientierten Dialog seitens Swissmedic. Sodann würde ein rückvergüteter Innovationszugang (RIZ) den Patientinnen und Patienten die Möglichkeit für einen raschen Zugang zu neuen Therapien eröffnen und dem BAG wie auch den Pharmaunternehmen mehr Zeit für die Preisverhandlungen verschaffen.

Fazit
Die Gewährleistung der Arzneimittelversorgung erfordert eine koordinierte Anstrengung aller beteiligten Akteure. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat, Industrie und weiteren relevanten Interessengruppen kann der Zugang der Bevölkerung zu einer breiten Palette von Therapien und die Versorgungssicherheit langfristig gewährleistet werden. Die Rahmenbedingungen gilt es indes in vielerlei Hinsicht im vorab umschriebenen Sinne zu verbessern, andernfalls wird die Versorgung der Schweizer Bevölkerung mit Arzneimittel vermehrt gefährdet sein.


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