
Dossiers - Reformen im Gesundheitswesen
Es braucht eine visionäre Strategie für biomedizinische Forschung
Die biomedizinische Forschung ist zentral für den Innovationsstandort Schweiz. Mit dem Masterplan Biomedizin wollte der Bundesrat die Rahmenbedingungen für Forschung und Technologie stärken. Nun soll er nicht weitergeführt werden – eine Entscheidung, die Fragen zur strategischen Ausrichtung der Schweiz aufwirft.
27.03.2025
Der Masterplan "Massnahmen des Bundes zur Stärkung der biomedizinischen Forschung und Technologie" wurde 2013 vom Bundesrat initiiert, um Rahmenbedingungen für biomedizinische Forschung und Technologie in der Schweiz zu optimieren und der Bevölkerung den Zugang zu biomedizinischen Produkten zu sichern. In der Phase 2022−2026 umfasste der Masterplan sechzehn sektorspezifische Massnahmen mit Schwerpunkten auf dem Forschungsstandort Schweiz, der Markteinführung innovativer Arzneimittel und der Digitalisierung der Forschungs- und Gesundheitssektoren. Diese Massnahmen zielten darauf ab, die klinische Forschung zu stärken, die Entwicklung neuartiger Therapien zu fördern und die Nutzung von Gesundheitsdaten für Forschungszwecken zu erleichtern.
Leider muss zum heutigen Zeitpunkt festgestellt werden, dass die anvisierten Ziele bislang nicht erreicht werden konnten. Die Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen schreitet zu schleppend voran und Aktivitäten in der klinischen Forschung sind rückläufig. Gleichzeitig bremsen laufend verschlechterte Rahmenbedingungen den Zugang zu innovativen Therapien aus und gefährden die Versorgungssicherheit mit bewährten Arzneimitteln. In der Konsequenz sind Zeichen einer schleichenden Schwächung des Standortes wie stagnierende Beschäftigungszahlen oder abfliessendes Investitionskapital zu erkennen.
Rückschritt für die biomedizinische Forschung
Trotz dieser ernüchternden Bilanz hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Februar 2025 angekündigt, nun auch auf die Weiterführung des Masterplans Biomedizin zu verzichten. Damit sendet der Bund ein kritisches Signal in Zeiten zunehmenden Protektionismus und drohender Handelskriege aus. Während andere Länder in Zusammenarbeit mit der Industrie an Strategien arbeiten, wie die konjunkturresistente und wertschöpfungsintensive Pharmabranche gestärkt werden kann, streicht die Schweiz die einzige Initiative, die sich ansatzweise aktiv um gute Rahmenbedingungen für die biomedizinische Forschung hätte kümmern müssen.
Auch wenn der direkte Einfluss des Masterplans auf die biomedizinische Forschung bislang enttäuschend blieb, so lässt dessen Streichung den fehlenden Willen zu einer langfristigen Vision der Schweiz im Umgang mit den Potenzialen der Chemie, Pharma und Life Sciences erkennen. Um den Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz nicht weiter zu gefährden, ist es aber unerlässlich, eine klare und kohärente Strategie zur Etablierung besserer Rahmenbedingungen für die biomedizinische Forschung in Zusammenarbeit mit der Industrie zu entwickeln.
Forderung an die Politik: Nachhaltige Unterstützung der Biomedizin
Die Ankündigung des BAG lässt leider das Gegenteil erwarten. Damit verhält sich der Bund schon mit Blick auf seine eigenen, übergeordneten Interessen nicht nachhaltig. Er vergibt sich die Chance, einem etablierten und tragenden Industriezweig Zukunftsaussichten zu präsentieren, welche ein fortgesetztes Bekenntnis zum Standort festigen könnten. Während andere Länder wie Dänemark, Deutschland oder das Vereinigte Königreich heute schon gezielte Strategien entwickeln, um ihre Position in diesem Sektor zu stärken, riskiert die Schweiz, ohne einen übergreifenden Plan an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.
scienceindustries fordert den Bund auf, seine Aktivitäten gezielt und mit nachhaltigem Weitblick zu fokussieren und Einsparungen dort umzusetzen, wo letztlich kein oder nur ein geringer Nutzen für die Allgemeinheit resultiert. Eine zukunftsvisionäre Strategie wird sich nur schon im Interesse der gesamten Gesellschaft auf Bereiche mit hohem Innovationspotenzial, wie beispielsweise die biomedizinische Forschung und Technologie, ausrichten müssen. Eine nachhaltige Investition in diesem Sektor ist unerlässlich, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz langfristig zu sichern und der Bevölkerung weiterhin Zugang zu den neusten biomedizinischen Entwicklungen zu gewährleisten.

Newsletter anmelden
