"Den Digitalen gehört die Zukunft"
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Wie unser diesjähriger Jahresanlass steht diese Ausgabe der scienceindustries News ganz im Lichte der Digitalisierung in den pharmazeutischen und chemischen Industrien. Die zum zweiten Mal von BAK Economics veröffentlichte Studie zur Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer chemisch-pharmazeutischen Industrie im internationalen Vergleich zeigt auf, dass hier Nachholbedarf besteht. Zwar gehört die chemisch-pharmazeutische Industrie hinsichtlich ihrer Wettbewerbsfähigkeit nach wie vor zur Weltspitze, den Grundlagen unseres Erfolgs gilt es jedoch Sorge zu tragen. Die Fähigkeit, die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können, wird für die globale Wettbewerbsfähigkeit der Forschungsplätze an Bedeutung gewinnen.
Neben dem Rückstand in der Digitalisierung gibt es auch eine ganze Reihe von politischen Risiken, welche die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Schweiz gefährden. An dieser Stelle sollen drei dieser Risiken, die für unsere Industrien besonders wichtig sind, aufgezeigt werden. An erster Stelle steht die Tier- und Menschenversuchsverbotsinitiative, die nächsten Februar zur Abstimmung kommt und welche die Schweiz von jeglichem medizinischen Fortschritt abschotten würde. Wichtig sind auch die Beziehungen zu unserem wichtigsten Handelspartner, der EU. Hier sind die bilateralen Abkommen zentral für unseren Standort, aktuell steht insbesondere die internationale Forschungskooperation mit Horizon Europe im Fokus. Als dritter Punkt ist die sichere Versorgung mit Energie zu vernünftigen Preisen als zentraler Punkt für unsere Unternehmen der Chemie, Pharma und Life Sciences zu nennen. Wie unsere Industrien mit diesen Risiken umgehen und wie sie bereits heute die Digitalisierung vorantreiben, zeigen wir in den folgenden Beiträgen auf.
Ich wünsche Ihnen nun eine interessante Lektüre und selbstverständlich stehen wir Ihnen bei scienceindustries jederzeit gerne bei Fragen zur Verfügung.
Mit besten Grüssen
Stephan Mumenthaler, Direktor scienceindustries
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Europapolitik
Beziehungen zur EU stabilisieren
Nach dem Abbruch der Verhandlungen über ein institutionelles Rahmenabkommen (InstA) mit der EU ist unklar, wie die bilateralen Beziehungen mit der EU weitergeführt werden sollen. Es braucht nun rasch geeignete Massnahmen, um die Exzellenz und die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Forschungsplatzes zu erhalten.
Die Teilnahme der Schweiz am europäischen Forschungsrahmenabkommen ist zurzeit nicht gesichert; zudem drohen neue Handelshürden und negative Auswirkungen etwa auf die Versorgungssicherheit im Strombereich. Aus der Sicht von scienceindustries sind nach dem Scheitern des InstA rasch wirkende Massnahmen, aber auch eine mittel- bis langfristige Strategie des Bundesrates zur Sicherung des bilateralen Wegs notwendig, bevor die Fülle an Vorschlägen (Volksinitiative, Verdoppelung des Kohäsionsbeitrages etc.) überbordet.
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Pharma / Gesundheitspolitik
Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben
Die Pandemie zeigt, dass im Schweizer Gesundheitswesen Nachholbedarf bei der Digitalisierung besteht. Die Schweiz muss in dieser Hinsicht international aufholen und verfügbare Gesundheitsdaten generell nutzbarer machen. Dazu braucht es rasch die nötigen Anpassungen bei der digitalen Infrastruktur.
Die Vorteile von digitalen Informationen zur Gesundheit von Patienten sind unbestritten. Fachpersonen können sich schneller ein Bild über Vorerkrankungen, Allergien und eingenommene Medikamente machen und so die Behandlung effizienter gestalten. Weiter können teure Doppelspurigkeiten vermieden und damit Kosten gespart werden.
Das elektronische Patientendossier (EPD) ist ein erster Schritt in diese Richtung und es ist deshalb begrüssenswert, dass für die Zulassung von Leistungserbringern zukünftig das Mitwirken am EPD vorausgesetzt wird. Weitere Schritte müssen jedoch folgen, insbesondere auch um die Akzeptanz des EPD sowie der Digitalisierung im Gesundheitswesen insgesamt in der Bevölkerung zu fördern.
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Pflanzenschutzmittelzulassung
Mehr Effizienz bei der Zulassung ist dringend erforderlich
Die Neuorganisation der Pflanzenschutzmittelzulassung ist eine Chance, das Verfahren effizienter zu gestalten. Eine Übernahme der EU-Zulassungsentscheide wäre sachlich richtig und führte administrativ zu einer Entlastung der Behörden.
Der Bundesrat hat im November 2021 die Neuorganisation des Zulassungsverfahrens für Pflanzenschutzmittel verabschiedet. Auch scienceindustries hält eine Verbesserung des Prozesses in der Schweiz als dringend erforderlich. Eine enorme Anzahl an Gesuchen staut sich im Zulassungsverfahren, dies zum Teil seit mehreren Jahren.
Die Übernahme der EU-Zulassungsentscheide, die Einführung verbindlicher Fristen für die Bearbeitung der Dossiers sowie die Digitalisierung des Zulassungsprozesses (z. B. durch die Einführung der elektronischen Gesuchstellung) wären wichtige Schritte, welche dem Verfahren mehr Effizienz verleihen würden.
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BIODIVERSITÄT
Schutz der Artenvielfalt und Bewahrung der Innovationskraft
Die «Erklärung von Kunming» weist auf den globalen Handlungsbedarf zum Schutz der Artenvielfalt hin. Ziel der laufenden Verhandlungen ist ein globales Rahmenwerk für die Biodiversität. Wichtig dabei ist auch eine praxisgerechte Lösung für den ungehinderten Zugang zu digitalen Sequenzinformationen.
Die Biodiversität ist eine wesentliche Grundlage der langfristigen Sicherung der Ernährungsgrundlagen der Menschheit und der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. Anfang 2022 trifft sich die internationale Staatengemeinschaft in Genf, um im Rahmen der "Convention on Biological Diversity" (CBD) Massnahmen zu Schutz und nachhaltiger Nutzung der Biodiversität auszuarbeiten. Später soll in Kunming, China, an der Vertragsstaatenkonferenz COP 15 ein strategischer Plan dazu verabschiedet werden.
Dabei stehen auch finanzielle Abgeltungen bei der Nutzung digitaler Sequenzinformationen aus Datenbanken (DSI) zur Diskussion. Mögliche Lösungen dürfen nicht zu einer Behinderung des bisher freien Zugangs zu diesen Daten führen. Das hätte grosse nachteilige Auswirkungen auf Forschung und Entwicklung.
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Abstimmung 13. Februar 2022
Nein zur Tier- und Menschenversuchsverbotsinitiative
Die Initiative ist extrem und führte faktisch zu einem Forschungsverbot. Versuche an Menschen und Tieren werden heute schon wo möglich durch alternative Methoden ersetzt. In vielen Bereichen ist die Erforschung sowohl am Menschen wie am Tier allerdings unabdingbar.
Forschung und Innovation sind für ein ressourcenarmes Land wie die Schweiz ein zentraler Pfeiler des Erfolgs und Wohlstandes. Dank der Exzellenz der hiesigen Forschung, sowohl auf Seiten der Akademie als auch der Industrie, ist die Schweiz heute einer der führenden Forschungs- und Innovationsstandorte der Welt.
Tierversuche werden nur durchgeführt, wo sie aus wissenschaftlichen, ethischen und regulatorischen Gründen unerlässlich und nicht durch Alternativen ersetzbar sind. Die forschenden Pharmaunternehmen sind dabei bestrebt, Tierversuche zu minimieren und ihre hohen Standards durch konkrete Projekte laufend weiterzuentwickeln. Im Zentrum stehen hierbei die 3R-Prinzipien: Refine, Reduce, Replace.
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SimplyScience Stiftung
"SimplyNano" gewinnt Building-Award 2021
Das SimplyNano Projekt der Stiftung SimplyScience von scienceindustries gewinnt den Building-Award 2021 in der Kategorie Nachwuchsförderung im Bereich Technik. Der Award zeichnet herausragende Leistungen von Ingenieurinnen und Ingenieuren am Bau aus. Die Journalistin, Moderatorin und ehemalige Miss Schweiz Christa Rigozzi führte durch den Abend.
Eine hochkarätige, unabhängige Jury kürte unter der Leitung von Prof. Dr. Sarah M. Springman, Rektorin und Professorin an der ETH Zürich, die Sieger der verschiedenen Kategorien. In der Kategorie "Nachwuchsförderung im Bereich Technik" gewann das SimplyNano Projekt. Mit der Auszeichnung werden das überzeugende Konzept, die didaktisch hochwertigen Inhalte und die grosszügige Unterstützung von zahlreichen Firmen und Stiftungen gewürdigt.
Mit SimplyNano möchte die SimplyScience Stiftung bei Jugendlichen die Begeisterung für naturwissenschaftlich-technische Fächer und die Begeisterung für technische Berufe wecken.
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scienceindustries ist der Schweizer Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences. Seine rund 250 Mitgliedfirmen erwirtschaften über 98% ihrer Umsätze im Ausland und tragen als grösste Exportindustrie 51.7% zu den Gesamtexporten und fast 40% an die privaten Forschungsaufwendungen der Schweiz bei.
Dr. Stephan Mumenthaler, Direktor
Marcel Sennhauser, Stv. Direktor – Bereichsleiter Kommunikation & Public Affairs
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