"140 Jahre scienceindustries –
es gibt noch viel zu tun!"
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Am vergangenen Wochenende feierte scienceindustries das 140-Jahre-Jubiläum. Der Verband ist seit jeher Stimme für die Industrien Chemie Pharma Life Sciences. Wir vertreten die Interessen unserer Mitglieder mit dem Anspruch, vertrauensvoller Dialogpartner für Politik, Medien und Zivilgesellschaft zu sein.
In den vergangenen zwei Jahren haben unsere Mitglieder entscheidend zur Eindämmung der Auswirkungen der Corona-Pandemie beigetragen. Mit dem Ukraine-Krieg stellen sich aktuell ganz andere Probleme mit grosser humanitärer Tragweite. Unsere Unternehmen tragen die Sanktionen des Bundesrats mit, derweil sie die Versorgung aufrecht zu halten versuchen. In einem ersten «Carte Blanche» Gastbeitrag präsentiert Autor und Avenir Suisse-Direktor Peter Grünenfelder seine Sicht auf die aktuelle Situation.
In Zeiten der Unsicherheit braucht es umso mehr gute innenpolitische Rahmenbedingungen. Die Schweiz muss sich ihre Chancen erhalten und auf die Grundlagen ihrer Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit abstützen. Beispiele dafür bestehen aktuell im Rahmen der OECD-Steuerreform sowie mit dem europäischen Forschungsprogramm Horizon Europe. Auch gilt es, unser Gesundheitswesen leistungsfähig zu halten – lesen Sie dazu unser Positionspapier.
Diese Tage geht die Frühlingssession der eidgenössischen Räte zu Ende mit wichtigen Entscheiden: Der Nationalrat hat einen indirekten Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative favorisiert – auch scienceindustries begrüsst den bundesrätlichen Gegenvorschlag mit dem Netto-Null Ziel 2050 für Treibhausgasemissionen als grundsätzliche Zielausrichtung. Derweil hat sich der Ständerat für klare Regeln für innovative Züchtungsverfahren in der Schweiz ausgesprochen. Dies bietet Chancen für bessere Produkte und eine nachhaltigere Landwirtschaft.
Innovation ist und bleibt der Schlüssel zum Erfolg unserer Mitglieder und zur Lösung der grossen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. Für scienceindustries bleibt in den nächsten 140 Jahren noch viel zu tun!
Mit besten Grüssen
Stephan Mumenthaler, Direktor scienceindustries
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scienceindustries Jubiläum
140 Jahre Innovation sind erst der Anfang
Am 12. März 1882 wurde in Zürich die Schweizerische Gesellschaft für chemische Industrie (SGCI) gegründet. 140 Jahre später hat die Organisation unter ihrem neuen Namen scienceindustries unverändert das vorrangige Ziel, gute Rahmenbedingungen zu fördern.
Was die damalige Organisation im Kern umtrieb, beschäftigt auch den Wirtschaftsverband scienceindustries 140 Jahre später: Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für den Forschungs-, Produktions- und Unternehmensstandort Schweiz. Die Innovationen unserer Mitgliedsunternehmen wie Medikamente, Pflanzenschutzmittel, Aromen und Riechstoffe, Nahrungsmittelzusatzstoffe oder neue Materialien verbessern unsere Lebensqualität, tragen zum Fortschritt bei und schaffen Lösungen für die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, Demografie und Digitalisierung.
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Wettbewerbsfähigkeit
OECD-Steuerreform: Erhalt der Standortattraktivität sicherstellen
Der Bundesrat hat am 11. März 2022 die Vernehmlassung zur Umsetzung der OECD-Steuerreform eröffnet. scienceindustries unterstützt die Pläne des Bundesrats, die Vorgaben zügig umzusetzen. Ziel der Massnahmen muss der Erhalt der Standortattraktivität sein.
Die globale Mindestbesteuerung stellt die föderale Steuerordnung der Schweiz vor Herausforderungen. Gleichzeitig ist aufgrund des extremen Zeitdrucks rasches Handeln angesagt. In dieser Situation schlägt der Bundesrat eine Verfassungsänderung zur Klärung wichtiger Grundsatzfragen vor. Übergangsbestimmungen können in einer Verordnung konkretisiert und von den Kantonen direkt umgesetzt werden. Ausserdem bietet die rasche Festlegung der Grundsätze den Unternehmen dringend erforderliche Planungssicherheit. Auf dieser Grundlage können der Abfluss von Steuersubstrat vermieden und Schweizer Unternehmen vor Zusatzbesteuerungen im Ausland geschützt werden.
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Beziehungen zur EU
«Stick to Science» - Initiative für eine barrierefreie Zusammenarbeit in der EU
Um den Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz zu stärken und wertvolle Arbeitsplätze in unserem Land zu erhalten, muss die Schweiz noch 2022 wieder vollständig an Horizon Europe assoziiert sein. Der Bundesrat hat dazu rasch alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um dieses Ziel zu erreichen.
Für die Mitglieder von scienceindustries ist eine vollständige Assoziierung der Schweiz zentral. Eine rein monetäre Kompensation durch den Bund reicht nicht aus. Bis zur erneuten Vollassoziierung braucht es im Rahmen einer Innovationsoffensive weitere geeignete Massnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Forschungs- und Innovationsplatzes zu erhalten. scienceindustries unterstützt zudem die wichtige Initiative «Stick to Science», die sich für eine offene und barrierefreie Zusammenarbeit zwischen den europäischen Forschungs- und Innovationsakteuren engagiert.
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Biotechnologie
Neue Züchtungsverfahren: Parlament fordert klare Regeln
Nach jahrelangem Stillstand kommt in der Schweiz Bewegung in die politische Diskussion um innovative Technologien für die Pflanzenzüchtung. National- und Ständerat fordern vom Bundesrat risikobasierte Regeln als Grundlage für eine Anwendung in der Praxis. Das eröffnet Chancen für die Landwirtschaft.
Neue Verfahren, wie die Genomeditierung mit CRISPR/Cas9, ermöglichen gezielte genetische Anpassungen. Organismen können so mit besseren Eigenschaften ausgestattet werden, zum Beispiel bestehende Pflanzensorten mit Krankheits-Resistenzen. Weltweit hat das in vielen Bereichen einen Technologieschub ausgelöst. Allerdings fehlten in der Schweiz bisher Vorschriften für eine rechtssichere Anwendung der Produkte. Hier will das Parlament bis 2024 im Bereich der Pflanzenzüchtung mit differenzierten Bestimmungen Abhilfe schaffen. Das soll den Einsatz verbesserter und nachhaltigerer Sorten ermöglichen.
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Positionspapier Kostenbremse im Gesundheitswesen
Innovation nicht verhindern – Versorgungssicherheit nicht gefährden
Die Initiative der Mitte "für tiefere Prämien – Kostenbremse im Gesundheitswesen" fokussiert nur auf die Kosten. Kostenmanagement ist wichtig. Rigide Kostengrenzen rationieren hingegen nur den Zugang zu medizinischem Fortschritt und verhindern somit Innovation. scienceindustries lehnt daher die Initiative ab.
Die Initiative bleibt in der Ausgestaltung vage. Steigen die Kosten der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung pro versicherte Person im Jahresdurchschnitt stärker als die Entwicklung eines nicht genauer definierten Indikators, so müssen Kostenbegrenzungsmassnahmen eingeführt werden. Sie schafft grosse Rechtsunsicherheit, birgt die Gefahr der Rationierung und wird die Innovation weiter verlangsamen. Der Gegenvorschlag des Bundesrates schafft eine Verwaltungsmaschinerie, die einen grossen Ressourcenaufwand generieren wird, ohne dass die damit angestrebten Ziele realistischer Weise erreicht werden können, es sei denn, man rationiere letztlich Gesundheitsdienstleistungen. Es werden nur Verlierer geschaffen. Deshalb lehnen scienceindustries und viele weitere Verbände, wie u.a. curafutura, economiesuisse oder die FMH sowohl die Initiative als auch den Gegenvorschlag ab (gemeinsame Medienmitteilung). Es liegen zahlreiche bessere Lösungsvorschläge auf dem Tisch. Die Schweizer Gesundheitspolitik soll sich diesen annehmen und beispielsweise die Digitalisierung endlich zügig vorantreiben.
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Gletscher-Initiative
Indirekter Gegenvorschlag wird vom Nationalrat favorisiert
scienceindustries unterstützt das vom Bund proklamierte Netto-Null Ziel 2050 für Treibhausgasemissionen als grundsätzliche Zielausrichtung und begrüsst damit den bundesrätlichen Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative. Die Gletscher-Initiative geht hingegen zu weit.
Auch dem Nationalrat gehen die Forderungen der Initianten zu weit, insbesondere das grundsätzliche Verbot von fossilen Brenn- und Treibstoffen wird nicht unterstützt und in der Frühjahrssession abgelehnt.
Im Vergleich zur Initiative enthält der direkte Gegenentwurf des Bundesrates kein grundsätzliches Verbot von fossilen Energieträgern und Senken im Ausland können für die Erreichung des Ziels berücksichtigt werden.
Gleichzeitig müssen wesentliche wirtschaftsrelevante Aspekte jedoch noch klarer adressiert werden:
- Die Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaft und Industrie und damit die langfristige Sicherung der industriellen Produktionsfaktoren im Inland.
- Die Berücksichtigung internationaler Entwicklungen und Favorisierung international-kompatibler Mechanismen.
Mit der deutlichen Annahme des Antrags Romano geht der Nationalrat in diese Richtung, indem bei der Festlegung der Zwischenziele die Potenziale und unterschiedlichen Ausgangslagen der einzelnen Wirtschaftszweige berücksichtigt werden.
Der Gegenentwurf der UREK-N wird erst im Sommer 2022 beraten.
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scienceindustries ist der Schweizer Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences. Seine rund 250 Mitgliedfirmen erwirtschaften über 98% ihrer Umsätze im Ausland und tragen als grösste Exportindustrie 50% zu den Gesamtexporten und fast 40% an die privaten Forschungsaufwendungen der Schweiz bei.
Dr. Stephan Mumenthaler, Direktor
Pia Guggenbühl, Bereichsleiterin Public Affairs und Kommunikation
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