Portrait - Initiativen
Tox Info Suisse unter neuer Führung
Seit ihrem Amtsantritt im Frühjahr 2021 hat Frau Damaris Ammann, Geschäftsführerin der Stiftung Tox Info Suisse, viele Neuerungen eingeführt. Lesen Sie mehr zu den aktuellen Herausforderungen von Tox Info Suisse und den Angeboten für Unternehmen.
Frau Ammann, Sie sind seit April 2021 Geschäftsführerin der Stiftung Tox Info Suisse. Welche beruflichen Stationen haben zu ihrer jetzigen Position geführt?
Nach dem Physikstudium und einiger Zeit in der wissenschaftlichen Forschung war ich mehrere Jahre lang Unternehmensberaterin bei der Boston Consulting Group im Bereich «Healthcare». Dabei konnte ich mir die notwendigen Wirtschaftskenntnisse und das Management-Rüstzeug aneignen, um danach leitende Positionen bei der Straumann Group im Bereich Forschung und Entwicklung sowie diverse Geschäftsführer- und Vorstandstätigkeiten zu übernehmen. Es freut mich, dass ich bei Tox Info Suisse nun meine Interessensgebiete Medizin, Forschung und Betriebswirtschaft ideal vereinen kann.
Was umfasst der Aufgabenbereich von Tox Info Suisse?
Tox Info Suisse ist die zentrale Anlaufstelle in der Schweiz für alle Arten von Vergiftungen. Ärztinnen und Ärzte geben rund um die Uhr Auskunft zu Intoxikationen bei Mensch und Tier. 70 Prozent der Anfragen kommen aus der allgemeinen Bevölkerung, der Rest von medizinischen Fachpersonen.
Nebst der Beratung dokumentiert und analysiert Tox Info Suisse die Vergiftungsfälle. Dadurch können die Behandlungsschemata kontinuierlich verbessert werden. Zusätzlich erstellen wir Risikobewertungen und Expertisen und engagieren uns in der Forschung und Lehre sowie bei der Vergiftungsprävention. Schliesslich offeriert Tox Info Suisse auch Beratungen und Dienstleistungen für Unternehmen.
Wie ist Tox Info Suisse organisiert?
Tox Info Suisse ist eine Stiftung und wurde 1966 von pharmasuisse und scienceindustries gegründet. Der Stiftungsrat besteht aus den beiden Stiftern sowie diversen Trägerverbänden. Die Geschäftsstelle befindet sich in Zürich in der Nähe des Unispitals sowie der Universität – wir sind ein assoziiertes Institut der Universität Zürich. Tox Info Suisse beschäftigt ungefähr 50 Mitarbeitende, die meisten Mitarbeitenden arbeiten im 24/7 Auskunftsdienst.
Bei welchen Anliegen kann Tox Info Suisse Privatpersonen unterstützen?
Weiterhin sollen Privatpersonen bei uns unentgeltlich rund um die Uhr Auskünfte erhalten bei Vergiftungen oder beim Verdacht auf Vergiftungen. Das Gleiche gilt für Fachpersonen wie Ärztinnen und Ärzte in Spital und Praxis, Rettungsdienste, Apothekerinnen und Apotheker oder Tierärztinnen und Tierärzte. Spitäler und Tierarzt-Praxen beteiligen sich jedoch an den Kosten, die uns entstehen.
Und welchen Fokus haben Sie mit Blick auf die Unternehmen?
Unternehmen bieten wir diverse Kooperationen an, wie beispielsweise die Auswertung unserer Daten, out-of-office hours Telefonabdeckung im Bereich der Pharmakovigilanz, 24/7 Auskunftshotline zu Sicherheitsdatenblättern oder auch die Notfallentblindung von klinischen Studien. Überall, wo eine 24/7 Verfügbarkeit mit medizinischem Know-how notwendig ist, können wir unterstützen. So arbeiten wir zum Beispiel im Bereich der Pharmakovigilanz bereits mit 15 Mitgliedern von scienceindustries zusammen. Detaillierte Informationen zu Kooperationsmöglichkeiten finden sich auf unserer Website – gerne bin ich bei Fragen auch persönlich verfügbar. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!
Welche Herausforderungen stellen sich der Stiftung?
Neben der IT-Infrastruktur und dem Fachkräftemangel ist es insbesondere die nachhaltige Finanzierung unserer Stiftung. Schon seit längerer Zeit wird engagiert diskutiert, wie Tox Info Suisse künftig finanziert werden soll. Derzeit ist es eine privat-öffentliche Partnerschaft. Bund und Kantone decken gut die Hälfte des Budgets ab, der Rest wird durch private Träger und Leistungsverträge finanziert. scienceindustries unterstützt uns seit Anfang mit grosszügigen Beträgen, dennoch ist dies bezüglich der Gesamtkosten nur ein Tropfen auf den heissen Stein und wir müssen jedes Jahr von Neuem schauen, wie wir über die Runden kommen.
Wie will Tox Info Suisse die künftige Finanzierung sichern?
Der Stiftungsrat organisiert derzeit die Finanzierung für die Jahre 2024 bis 2028. Es haben «runde Tische» mit diversen Anspruchsgruppen stattgefunden. Dabei konnte unser ambitioniertes Ziel bereits zu einem grossen Teil erreicht werden. Zudem sind noch einige Gespräche geplant, um die notwendigen Mittel für die nächsten Jahre zu generieren. Falls Lesende dieses Interviews sich engagieren möchten, würden wir uns sehr freuen.