
Dossiers - Klima- und Energiepolitik
SGES 2025 zeigt: Chemie, Pharma und Life Sciences im Wandel
09.09.2025
Die Schweizer Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences treiben ihre Transformation voran – und stehen an einem entscheidenden Punkt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Das Swiss Green Economy Symposium (SGES) in Winterthur bot dafür auch 2025 eine zentrale Plattform: Dort diskutierten Akteurinnen und Akteure aus Industrie, Wissenschaft und Politik über Strategien zur Defossilisierung, Kreislaufwirtschaft und zum Schutz der Biodiversität.
Am diesjährigen Swiss Green Economy Symposium vom 2. bis 4. September 2025 nahm scienceindustries erneut als Partnerin teil und brachte die Perspektive unserer Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences aktiv ein. Zu den Programm-Highlights zählte ein Besuch bei unserem Mitglied Givaudan: Das auf Aromen und Duftstoffe spezialisierte Unternehmen öffnete seine Türen, führte durch modernste Innovationen und zeigte, wie es nachhaltige Produktionsprozesse gestaltet.
Am Hauptprogramm diskutierten Dr. Stephan Mumenthaler, Direktor von scienceindustries und Vertreterinnen und Vertreter von Roche, Syngenta und Nestlé über die Rolle der Industrie für Nachhaltigkeit und den Schutz der Biodiversität». Und in mehreren Innovationsforen gaben Expertinnen und Experten von scienceindustries und unserer Mitgliedsunternehmen – darunter Roche, BASF, dsm-firmenich, Syngenta – praxisnahe Inputs zu Themen wie dem Ersatz fossiler Rohstoffe sowie der Bedeutung der Biodiversität für die Chemie, Pharma und Life Sciences Industrien der Schweiz.
Integration der Biodiversität in eine nachhaltige Produktion
Biodiversität ist ein entscheidender und gleichzeitig oft unterschätzter Aspekt der Nachhaltigkeit. Dies wurde im Innovationsforum "Biodiversität: Innovation als Schlüssel für ihre nachhaltigen Nutzung" aufgezeigt. Regina Ammann (Syngenta), Jan Backmann (Roche), Jan Lucht (scienceindustries) und Markus Wyss (dsm-firmenich) waren sich einig: Biodiversität bildet das Rückgrat jeder nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung. Denn: Unsere Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences sind in hohem Masse von Biodiversität abhängig – nicht nur für die Beschaffung biobasierter Materialien wie Pflanzen oder Mikroorganismen, sondern auch für den Zugang zu genetischen Ressourcen, die für die Arzneimittelentwicklung unerlässlich sind.
Dr. Stephan Mumenthaler betonte: “Wer über Nachhaltigkeit spricht, muss auch Biodiversität mitdenken.” Konkret heisst das, Rohstoffe verantwortungsvoll zu beschaffen, Belastungen in Produktion und Lieferketten zu senken und Massnahmen für den Schutz und die Wiederherstellung von Lebensräumen zu unterstützen. Indem sie sich an internationalen Abkommen wie dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt orientieren, stärken diese Initiativen die langfristige Gesundheit und Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen – eine entscheidende Grundlage für Wirtschaft und Gesellschaft.
Reduzierung fossiler Rohstoffe: eine zentrale Herausforderung
Am SGES stand besonders die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen im Fokus. Um die Verpflichtungen der Schweiz aus dem Pariser Abkommen und ihre nationalen Klimaziele zu erreichen, ist eine Umstellung auf alternative, nicht fossile Kohlenstoffquellen und Energieträger unerlässlich. Die chemische Industrie setzt dabei an einem zentralen Hebel an: Sie nutzt traditionell grosse Mengen an Erdöl- und Erdgas-basierten Rohstoffen. Am Innovationsforum "Nachhaltige Industrie: Wie ersetzen wir die fossilen Rohstoffe?" gaben u.a. Jan Backmann (Roche), Anna Bozzi (scienceindustries), Stefanie Kutscher (BASF) und weitere Expertinnen und Experten einen Einblick, wie die Reduzierung solcher fossiler Rohstoffe gelingen kann. Schwerpunkt lag dabei auf Biomasse, grünem Wasserstoff und Technologien zur Nutzung von CO₂.
Elektrifizierung und Prozessinnovation
Ein weiterer Schlüssel zur Defossilisierung liegt in der Elektrifizierung der chemischen Produktion. Traditionelle chemische Prozesse sind häufig auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe angewiesen, um die erforderliche Wärme und Energie bereitzustellen. Durch die Umstellung auf elektrisch betriebene Reaktoren und Heizsysteme – mit CO₂-neutralem Strom – können die Treibhausgasemissionen erheblich reduziert werden. Darüber hinaus eröffnet die Elektrifizierung neue Möglichkeiten für Prozessinnovationen. Biotechnologische Prozesse, elektrochemische Synthesen und plasmaunterstützte Reaktionen ermöglichen in der Regel mildere Reaktionsbedingungen, eine höhere Selektivität und eine verbesserte Energieeffizienz. Darüber hinaus sind elektrisch betriebene Systeme oft modular aufgebaut und flexibler skalierbar, was eine dezentrale und bedarfsgerechte Produktion ermöglicht.
Von linear zu zirkulär: Strategien für eine nachhaltige Wertschöpfung
Das SGES richtete auch einen Scheinwerfer auf die Transformation zur Kreislaufwirtschaft. Anstelle des traditionellen linearen „Take-Make-Dispose“-Modells setzen Unternehmen vermehrt auf Strategien, die Produktlebenszyklen verlängern, die Wiederverwendung fördern und Abfälle minimieren. Zu den Best Practices gehören chemische Recyclingverfahren oder geschlossene Kreislaufsysteme für Kunststoffe und Batterien. Produktdesign nach dem Prinzip „Safe & Sustainable by Design“ setzt bereits in der Entwicklung auf Recyclingfähigkeit, Langlebigkeit und einen möglichst geringen ökologischen Fussabdruck. Diese Massnahmen schonen Ressourcen und steigern die Effizienz – ein wichtiger Wettbewerbsvorteil angesichts steigender Rohstoffkosten und volatiler Lieferketten.
Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit in Einklang bringen
Die Schweizer Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences stehen gemeinsam vor der Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit. Sie brauchen dafür nicht nur technologische Innovation, sondern auch verlässliche politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen:
- Harmonisierung von Vorschriften mit EU- und internationalen Standards – ohne Swiss Finish und ohne Überregulierung
- Zugang zu erschwinglicher, klimaneutraler Energie
- Förderung von Digitalisierung und Forschung
Mit diesen Voraussetzungen kann die Schweiz ihre Führungsrolle in Innovation und Nachhaltigkeit festigen – und gleichzeitig ihre Klimaziele erreichen.
Impressionen









Bilder 1-4: scienceindustries
Bilder 5-9: Thomas Oehrli & Florian Steiner / SGES

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