Dossiers - Klima- und Energiepolitik
Das Holzheizkraftwerk von DSM senkt den CO2-Fussabdruck
Das Holzheizkraftwerk (HHKW) hat als Investition in die Nachhaltigkeit den DSM-Standort Sisseln/Eiken zusätzlich gestärkt, indem der CO2-Fussabdruck erheblich reduziert wurde – eine der wichtigsten Prioritäten von DSM.
08.11.2019
Am Produktionsstandort von DSM Nutritional Products AG, Zweigniederlassung Werk Sisseln/Eiken, wurde im April 2019 das neue Holzheizkraftwerk (HHKW) offiziell in Betrieb genommen. Mit der jährlichen Produktion von 267 GWh Dampf und 42 GWh Strom ist die neue Anlage eines der grössten Biomassekraftwerke der Schweiz. Der Strom, mit welchem rund 17‘500 durchschnittliche Haushalte versorgt werden können, wird in das öffentliche Netz eingespeist. Mit der Anlage werden somit rund 50’000 Tonnen CO2-Emissionen im Jahr eingespart. Nicht nur DSM Nutritional Products war am Projekt beteiligt, sondern auch die Firmen ENGIE Services AG und ewz.
Wir haben Urs Keller, Leiter der Support Abteilung von DSM Nutritional Products am Standort Sisseln Fragen zu verschiedenen Aspekten des Projektes gestellt, und haben erfahren, dass es nicht so leicht und selbstverständlich ist, wie es scheint Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit kombiniert zu implementieren.
Herr Keller, als erstes würden wir gerne von Ihnen erfahren, welche Rolle Sie im Projekt gespielt haben. Waren Sie von Anfang an dabei?
Ja ich war von Anfang an mit dabei, die ersten Gespräche wurden 2011 geführt. Am Anfang hatten wir mit verschiedenen Firmen über unsere Vision und die verschiedenen Lösungen gesprochen. Schnell zeichnete sich die Lösung mit der Verbrennung von Frischholz in enger Zusammenarbeit mit den Partnerfirmen ENGIE und ewz ab. Durch meine damalige Funktion als Verantwortlicher für Energie und Entsorgung im DSM Werk Sisseln war meine Hauptrolle die technischen Anforderungen und Aspekte mit ENGIE und ewz zu definieren und zu erarbeiten.
Was war die Motivation Ihrer Firma dieses Projekt zu starten?
Das Holzheizkraftwerk ist ein Leuchtturm-Projekt im Bereich der Nachhaltigkeit, mit welchem ein Zeichen auf dem Weg zum bewussteren Umgang mit Ressourcen und der Umwelt gesetzt werden konnte. Da die alte Anlage an ihr Lebensende kam, mussten wir bei DSM verschiedene Optionen evaluieren und entscheiden, ob wir weiterhin auf fossile oder nachhaltige Brennstoffe setzen möchten. Fundamental wurde dieses Projekt durch die Motivation angetrieben mit wissenschaftsbasierten, nachhaltigen und skalierbaren Lösungen, einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zu leisten. Das Projekt entspricht der CO2-Reduzierungsstrategie von DSM und soll die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass die Industrie nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels ist.
Können Sie uns sagen, wie Sie die DSM CO2-Strategie in drei Worten zusammenfassen würden? Und wie passt diese mit dem HHKW in Sisseln zusammen?
«Improve, Enable, Advocate» – dies sind die drei Eckpfeiler unserer globalen Strategie bei DSM. Zunächst möchten wir unsere eigene CO2-Bilanz verbessern, um die Auswirkungen unserer eigenen Tätigkeiten zu reduzieren (Improve). Durch dieses Projekt können wir eine kohlenstoffarme Wirtschaft ermöglichen und unsere Kunden durch die Bereitstellung CO2-armer Produkte und Lösungen unterstützen – dies treibt den Klimaschutz in der gesamten Wertschöpfungskette voran. Mit dem «CO2Reduce Program» sollen so auch in der Wertschöpfungskette indirekt zusätzlich CO2-Emissionen eingespart werden, indem Kunden und Lieferanten ermutigt und herausgefordert werden, ihre Klimaauswirkungen zu reduzieren (Enable). Desweiteren ist DSM Mitglied der Renewable Energy 100 (RE100) Gruppe, welche das Ziel hat, sobald wie möglich 100% erneuerbaren Strom einzusetzen. Wir setzen uns somit aktiv für Klimaschutzmassnahmen und erneuerbare Energien ein, und hoffen damit eine Vorreiterrolle für weitere Projekte einzunehmen. Zusätzlich hoffen wir die Öffentlichkeit mit solchen Projekten zu sensibilisieren (Advocate). Unsere DSM Website beschreibt diese Herangehensweise im Detail.
Insgesamt sind drei Parteien beim Betrieb des Holzheizkraftwerks (HHKW) Sisslerfeld direkt involviert. Es gibt die Redewendung "viele Köche verderben den Brei". Wieso war diese Kollaboration notwendig?
Diese millionenschwere Investition, wie diese hier im Kanton Aargau, und somit die Schaffung eines der grössten und modernsten Biomassekraftwerke der Schweiz wurde nur durch eine enge Zusammenarbeit als Partner möglich. Darauf sind wir stolz. Zudem liegt der Bau eines solchen Kraftwerkes nicht in der Kernkompetenz von DSM. Die Caliqua AG (eine Tochtergesellschaft der ENGIE Services AG) als führende Anbieterin von thermischen Anlagen für kommunale Dienstleister und die Industrie sowie ewz als führender Anbieter von erneuerbaren Energien ergänzen das Know-how von DSM in diesem Bereich optimal. Trotz einiger ersten politischen und energiewirtschaftlichen Hürden konnten wir das Projekt Realität werden lassen. Auch ist die stabile politische Landschaft der Schweiz, die Erhaltung der wirtschaftlichen Konditionen und eine solide energiepolitische Gesetzgebung die Basis für dieses Projekt.
Sie haben regelmässig die Nachbarschaft über das Vorhaben informiert. Wo lagen die grössten Sorgen und wie haben Sie diesen Rechnung getragen?
Wir nehmen diese Anliegen sehr ernst und haben deshalb schon frühzeitig an einer Informationsveranstaltung im November 2014 die Bevölkerung über das Projekt informiert. Die Rückmeldungen waren mehrheitlich positiv und die drängendsten Fragen konnten zusammen beantwortet werden. Die Sorgen der Nachbarschaft drehten sich initial um Themen wie Feinstaubbelastung durch die Verbrennung, Lärmbelästigungen und anfallenden Emissionen durch den Transport der Holzschnitzel. Schlussendlich gab es eine Einsprache der Gemeinde Sisseln, die im Wesentlichen Emissionen und Lärm betraf. In einem gemeinsamen Gespräch konnten sich die Parteien aber in allen Punkten einigen. Entsprechend verschärfte Emissionsgrenzwerte wurden auch in der Bewilligung der Behörde berücksichtigt.
Beim Verbrennen von Holz entsteht in Vergleich mit anderen Brennstoffen viel Staub. Wo liegt der Grenzwert und wie stellen Sie sicher, dass dieser eingehalten wird?
Das HHKW hält die strengen gesetzlichen Vorgaben der aktuellen Luftreinhalteverordnung (LRV) ein. Im HHKW wurde eine Filteranlage gebaut, die dem aktuellsten Stand der Technik entspricht. Der Umweltverträglichkeitsbericht hält fest, dass die gesetzlichen Grenzwerte deutlich unterschritten werden. Da die Anlage vorwiegend Dampf produziert, der über das ganze Jahr benötigt wird, wird die Belastung über das gesamte Jahr etwa gleich und sehr gering sein. Die Modellrechnungen von Meteotest zeigen, dass das HHKW mit den geplanten Emissionen lediglich eine marginale Zusatzbelastung der Luft in seiner Umgebung verursachen wird. Dies war schon vor der Inbetriebnahme des HHKWs der Fall und mit der Umstellung auf Holz hat sich somit nichts geändert.
Wir gehen davon aus, dass Sie alle möglichen Aspekte des Projektes untersucht haben. Haben Sie nach den ersten Monaten Überraschungen des Betriebs erlebt?
Nachdem der Bau der Anlage und die Inbetriebnahme des Kraftwerkes ohne nennenswerte Verzögerung abgeschlossen werden konnten, erfolgte eine ausgiebige Testphase. In dieser Phase wurde die Anlage auf «Herz & Nieren» und deren auf die Leistungsdaten geprüft. Nach der Beseitigung der anfänglichen Kinderkrankheiten läuft das Kraftwerk seit August 2019 einwandfrei und versorgt das DSM Werk Sisseln sowie Novartis und Syngenta zuverlässig – und nachhaltig - mit Dampf. Abschliessend sind wir bei DSM sehr stolz, hier in Sisseln eine der modernsten Biomassenanlagen der Schweiz in Betrieb zu haben.