Innovation & Nachhaltigkeit
Prädiktive Diagnostik als Wegbereiter für Personalisierte Medizin
Die Zukunft der Medizin ist individuell. Das wurde bei den 20. Trendtagen Gesundheit Luzern im
Kultur- und Kongresszentrum deutlich. Massgeschneiderte Therapien sind längst keine Vision mehr – sie verändern bereits heute die Behandlung schwerer Krankheiten.
10.04.2025
«Wir bewegen uns vom Baukastenprinzip zur Entwicklung massgeschneiderter Medikamente – nicht
mehr für bestimmte Tumoren, sondern ‘personalisiert’ für einzelne Patienten», erläuterte Dr. Mark
Schmid, Globaler Leiter Precision Medicine New Products bei MSD (Merck Sharp Dohme AG), anlässlich
des Podiumsgesprächs „Prädiktion in der Pharmaforschung: Zeitalter der personalisierten Medizin?“
Für Schmid ging es dabei nicht nur um technologische Entwicklungen, sondern um tiefgreifende
Veränderungen in der Gesundheitsprävention. «Mit einer Impfung können wir heute beispielsweise
Menschen vor HPV-bedingten Krebserkrankungen schützen», sagte er.
Biomarker: Schlüssel zur präzisen Diagnose
Während die prädiktiven Ansätze Risiken für spezifische Krankheiten identifizieren, nutzt die
personalisierte Medizin diese Informationen, um massgeschneiderte Behandlungspläne zu entwickeln.
Das bedeutet, dass Patientinnen und Patienten basierend auf ihren genetischen Profilen, Biomarkern und
anderen persönlichen Gesundheitsdaten, gezielt behandelt werden können. So wird sichergestellt, dass
Therapien effektiver sind und Nebenwirkungen minimiert werden, da die Behandlung auf die spezifischen
Merkmale der einzelnen Patientin, bzw. des einzelnen Patienten abgestimmt ist.
«Biomarker sind Faktoren, die einen nicht sichtbaren und unzugänglichen Prozess im Körper möglichst
zuverlässig anzeigen», erklärte Ulrich Bahnsen, ehemaliger Molekularbiologe und wissenschaftlicher
Redaktor bei DIE ZEIT, in seinem Input-Referat. Dazu zählen genetische Varianten, Proteine oder
Stoffwechselprodukte, die diagnostisch, prognostisch oder therapeutisch genutzt werden. Ein Beispiel ist
die PD1-Expression bei Tumorzellen, die Hinweise auf das Ansprechen auf eine Immuntherapie liefert.
Trotz ihres Potenzials mahnte Bahnsen, dass man Biomarkern nicht blind vertrauen dürfe und stets ihre
Limitationen im Blick behalten müsse.
Teilnehmende des Pharmapodiums (von links nach rechts): Dr. Davide Cavanna, Dr. Nina Reichert, Dr. Nicole Frank (Moderation) und Dr. Mark Schmid (Foto: Ruedi Kamer, TGL)
Krebs: Von der Diagnose zur gezielten Therapie
Dr. Davide Cavanna, Therapeutic Area Lead GI/GU, AstraZeneca Schweiz, bezeichnete Biomarker als
Schlüsselelement einer neuen Sichtweise auf Krebs: «Sie ermöglichen es uns, Krebs nicht länger nur als
Todesurteil zu sehen, sondern als eine behandelbare, langfristig vielleicht sogar heilbare Erkrankung.»
Versorgungsperspektive: Zugang entscheidet über den Nutzen
Besonders bei Tumorerkrankungen, wie Lungenkrebs, kann laut Nina Reichert, Medical Director bei
Amgen Schweiz, wertvolle Zeit zwischen Symptombeginn und Behandlungsstart gewonnen werden.
«Moderne Diagnostik mit Biomarkern und Bildgebung ermöglicht eine gezielte Therapie. Diese kann ihr
volles Potenzial aber nur entfalten, wenn Patientinnen und Patienten schnell und ohne bürokratische
Hürden Zugang zu ihr erhalten.»
Die Diskussion zeigte deutlich: Prädiktive Medizin auf Basis von Biomarkern ist bereits Realität – doch ihr
Erfolg hängt nicht nur von der Forschung ab, sondern auch von Umsetzung, Regulierung und gerechtem
Zugang. Die Medizin der Zukunft ist individuell – doch sie muss für alle verfügbar sein.
Weitere Informationen:
• www.trendtage-gesundheit.ch
Quelle: Podiumsdiskussion «Prädiktion in der Pharmaforschung: Zeitalter der personalisierten Medizin?», 27. März 2025, anlässlich den Trendtagen Gesundheit Luzern (TGL), Kultur- und Kongresszentrum (KKL), Luzern.

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