Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences

Innovation & Nachhaltigkeit

Soziale und ökologische Verantwortung im Fokus

Chemie Pharma und Life Sciences Industrien im Wandel der Zeit

15.07.2022

Die Chemieunfälle vor rund 50 Jahren waren Auslöser für die Stärkung der ökologischen Verantwortung der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Heute sind Aspekte der Sicherheit und Nachhaltigkeit integraler Bestandteil des betrieblichen Managements und die Unternehmen leisten signifikante Beiträge zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Zudem stellt das Responsible Care-Programm den sicheren Umgang mit den Produkten über den gesamten Lebenszyklus sicher und trägt zu einer besseren Lebensqualität sowie einer nachhaltigeren Entwicklung bei.

Der Dioxin-Unfall in Seveso von 1976 sowie der Brand in Schweizerhalle von 1986 waren "turning points": Ökologie und Umweltgefährdung wurden zu dominierenden öffentlichen Themen, an mehreren Schweizer Universitäten wurden Lehrgänge in Umweltwissenschaften eingeführt. Aber auch bei den chemisch-pharmazeutischen Unternehmen in der Schweiz fand ein Umdenken statt: Aussagen von Fachexperten lassen den Schluss zu, dass insbesondere Schweizerhalle im Bereich der Chemievorsorge und des Katastrophenschutzes eine Trendwende auslöste.

Schutz- und Wehrdienste der Firmen sowie der staatlichen Stellen sind heute international koordiniert, Sicherheit und Umweltschutz haben ihren festen Platz in den betrieblichen Managementprozessen. Dies bedeutet, dass die Produktionsschritte nicht nur systematisch erfasst und dokumentiert werden, sondern auch deren Sicherheits- und Umweltschutzaspekte – angefangen von den sicherheitsrelevanten Eigenschaften der Stoffe, welche in den Prozessen eingesetzt werden, bis hin zum Umgang mit Änderungen an der Anlage. Bereits in den ersten Schritten der Planung von Anlagen oder deren Änderungen werden Kenndaten gesammelt und die Risiken ermittelt.

Geburtsstunde der Störfallverordnung

Der Grossbrand in Schweizerhalle zeigte, dass Aktivitäten wie die Lagerung von gefährlichen Stoffen und die Durchführung der Hilfsprozesse massgeblich zum Risiko von Produktionsstandorten beitragen können. Dazu gehören Aspekte wie Abwasserbehandlung, Abluftreinigung und Löschwasserrückhaltung. Die Grundregeln der Eigenverantwortung der Standortinhaber zur Vermeidung von grossen Störfällen wurde in der Störfallverordnung festgelegt und im Jahr 1992 in Kraft gesetzt.

Heute werden in der Schweiz weniger Standard-Produkte (Commodities) hergestellt – die chemisch-pharmazeutischen Industrien konzentrieren sich mehr auf wertschöpfungsintensive Produkte, darunter insbesondere auch hochwirksame. Die Gesetzgebung passt sich diesen Trends an: So fordert die Störfallverordnung seit Jahren von den produzierenden Betrieben mit einem hohen Gefahrenpotenzial ein Sicherheitsmanagementsystem. Für hochaktive Substanzen wurde ein Schwellenwert eingeführt, um zu ermitteln, ab wann produzierende Betriebe weiterführende Sicherheitsmassnahmen treffen müssen.

Ausweitung der sozialen und ökologischen Verantwortung

Vor 50 Jahren fokussierten die Betriebe auf die Aktivitäten auf ihrem Betriebsareal. Heute erstreckt sich die soziale und ökologische Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette in beide Richtungen. Mit dem Responsible Care-Programm unserer Industrien werden nicht nur die Kenntnisse laufend vertieft und das Verständnis der Forschung über mögliche Auswirkungen unserer Prozesse, Produkte und Abfälle auf Mensch und Umwelt nimmt laufend zu.

Responsible Care ist die einheitliche globale Initiative der chemisch-pharmazeutischen Industrie zum sicheren Umgang mit ihren Produkten über deren gesamten Lebenszyklus. Diese selbstverpflichtende Initiative der Industrie betont ihren Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität und zur nachhaltigen Entwicklung. Die Initiative wurde 1985 vom damaligen Kanadischen Verband der Chemieindustrie (CCPA) lanciert und wird in mehr als 60 Ländern umgesetzt. In der Schweiz setzt sich scienceindustries für die Einhaltung der Responsible Care-Grundsätze ein.

Proaktiver und effektiver Klimaschutz

In Zukunft wird der Schwerpunkt der Unternehmen noch stärker auf den Aktivitäten der Kreislaufwirtschaft liegen, die ein enormes Einsparungspotenzial haben – momentan werden hier die gesetzlichen Rahmenbedingungen vom Parlament festgelegt. In den vergangenen Jahren hat scienceindustries im Dossier "Innovation" sowie mit dem Positionspapier "Proaktiver und effektiver Klimaschutz" die vielfältigen Massnahmen sowie zahlreiche Beispiele aus unseren Mitgliedsunternehmen vorgestellt.

Die Mitglieder von scienceindustries anerkennen ausdrücklich die Realität des Klimawandels und unterstützen das vom Bund proklamierte Netto-Null Ziel 2050 für Treibhausgasemissionen als grundsätzliche Zielausrichtung. Sie leisten bereits heute einen signifikanten Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Konkret erfolgt diese Reduktion durch Optimierung von Prozessen in den eigenen Anlagen sowie ihrer Lieferketten. Gleichzeitig bieten zahlreiche unserer Mitglieder Lösungen für die zentralen Herausforderungen unserer Zeit wie die demografische Entwicklung und den Klimawandel an.

Als Branche nehmen wir unsere Verantwortung wahr und entwickeln diese mit der Gesellschaft weiter. Schlussendlich brauchen wir die gesellschaftliche Akzeptanz, um unsere wirtschaftlichen Aktivitäten voranzubringen.

> Lesen Sie hier das Editorial und Auftakt zur Artikel-Reihe von unserem Direktor Stephan Mumenthaler zum Jubiläum von scienceindustries Chemie Pharma Life Sciences.


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