Innovation & Nachhaltigkeit
Chancen von neuen Technologien nutzen
Blogbeitrag von Ernst Coppens, CEO Bayer Schweiz und Vorstandsmitglied scienceindustries
21.11.2023
Die Schweiz gilt seit Langem als Innovationsweltmeisterin. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, braucht es forschungsfreundliche Rahmenbedingungen. Es gilt, die Chancen neuer Technologien zu nutzen, damit die Schweiz ihren Titel als Innovations-Spitzenreiterin halten kann.
Der Wohlstand der Schweiz basiert auf ihrer hohen Innovationskraft. Auch 2022 konnte sie ihren Spitzenplatz im Global Innovation Index zum zwölften Mal in Folge verteidigen. Zudem hat die Schweiz im letzten Jahr ihren Rekord mit 9008 europäischen Patentanmeldungen um 5,9% übertroffen.
Doch bei aller Freude über die Innovationskraft der Schweiz: Sie darf sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Um diese Position zu halten, muss die Politik für forschungsfreundliche Rahmenbedingungen einstehen.
Ein aktuelles Beispiel ist der Umgang mit den neuen Züchtungstechnologien wie die Genom-Editierung. Diese Technik – auch Genschere CRISPR/Cas9 genannt – ist eine sanftere und präzisere Methode, Pflanzen eine erwünschte Eigenschaft zu verleihen. Dabei wird das Erbgut der Pflanzen gezielt verändert und optimiert. Die daraus resultierenden Pflanzen unterscheiden sich nicht von herkömmlichen Züchtungen und hätten auch spontan entstehen können. Nur geht es mit der Genschere viel schneller. Und im Wettlauf mit dem Klimawandel sind angepasste Pflanzensorten dringend nötig, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
So können mittels Genom-Editierung Pflanzensorten gezüchtet werden, die zum Beispiel resistent gegen Krankheiten sind, also weniger Pflanzenschutzmittel benötigen, oder haltbarer, was Food-Waste vermeidet, oder sie widerstehen der Trockenheit, was beim Klimawandel nötig ist. Ertragsstärkere Züchtungen helfen, auf weniger Fläche mehr zu produzieren. So kann unbenutztes Land erhalten werden, was im Gegenzug optimale Bedingungen für die Förderung der Biodiversität schafft. Aus wissenschaftlicher Sicht also bringen neue Züchtungstechnologien Umwelt und Landwirten einen grossen Nutzen.
In England ist der Anbau von genomeditierten Nutzpflanzen bereits erlaubt und auch die EU will genomeditierte Pflanzen künftig gleich behandeln wie herkömmlich gezüchtete. In der Schweiz muss der Bundesrat im Sommer 2024 einen Gesetzesentwurf für eine risikobasierte Zulassung von genomeditierten Pflanzen vorlegen. Es ist zu hoffen, dass auch der Bundesrat der Wissenschaft folgt und Landwirten ein effektives neues Instrument im Wettlauf mit den Auswirkungen des Klimawandels zur Verfügung stellt. Die Schweiz muss ihren Gesetzesrahmen anpassen, um die Chancen der neuen Technologien zu nutzen. Ansonsten droht ihr, international den Anschluss zu verlieren.