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Neue Züchtungsverfahren auch in der Schweiz als Chance begreifen

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Neue Züchtungsverfahren auch in der Schweiz als Chance begreifen

06.07.2023

Die EU-Kommission schlägt innovationsfreundliche Regelungen für neue Züchtungsverfahren vor. In der Schweiz verhindern veraltete Bestimmungen deren Einsatz. Bundesrat und Parlament sollten jetzt rasch eine differenzierte Regelung erlassen, sodass die Schweiz zu Lösungen für Herausforderungen wie Bevölkerungswachstum oder Klimawandel beitragen kann.

Gestern hat die EU-Kommission ihren Vorschlag zur Regulierung der neuen Züchtungsverfahren (NGT, neue genomische Techniken) veröffentlicht. Dieser fusst auf einem wissenschaftlichen NGT-Bericht und soll eine differenzierte Regulierung genomeditierter Pflanzen ermöglichen. Der Vorschlag entfernt Pflanzen, die auch durch konventionelle Züchtung oder spontan in der Natur entstehen könnten, aus dem Geltungsbereich der restriktiven Auflagen für GVO (gentechnisch veränderte Organismen).

Wichtiges Signal für Innovation aus Brüssel

Mit dieser Anpassung will die Kommission auch die Anliegen des Green Deals und der Farm2Fork-Strategie für eine nachhaltigere, resilientere Landwirtschaft unterstützen. Nachdem weltweit bereits viele weitere Länder (u.a. Grossbritannien) innovationsfreundliche Regelungen für neue Züchtungsverfahren eingeführt haben, ist dies ein wichtiges Signal aus Brüssel: Genomeditierte Pflanzen, die sich nicht von Produkten klassischer Züchtung unterscheiden, sollen beim Anbau und im Verkauf vergleichbaren Bestimmungen unterstehen wie herkömmliche Sorten.

Die Behörden prüfen die Einstufung von Pflanzen in die NGT-Kategorie. Transparenz wird durch die Erfassung aller NGT-Sorten in einer öffentlichen Datenbank und die verpflichtende Kennzeichnung des Saatguts sichergestellt. Transgene Pflanzen, die genetisches Material von nicht kreuzbaren Arten enthalten, unterliegen weiterhin der strengen GVO-Gesetzgebung.

«Game-changer» für nachhaltige Ernährungssysteme

Mit Blick auf wachsende Weltbevölkerung und Klimawandel sind NGT-Pflanzen ein "game-changer". Indem sich mit der Crispr/Cas9-Technologie Eigenschaften präzise anpassen lassen, können die Pflanzen beispielsweise mit grosser Hitze besser zurechtkommen, schädlingsresistent sein oder weniger Pflanzenschutzmittel benötigen. Weltweit laufen hunderte von Projekten zur gezielten Verbesserung von Nutzpflanzen, immer mehr Produkte nähern sich der Marktreife.

Die Schweizer Akademie der Naturwissenschaften SCNAT hat kürzlich über Pflanzensorten mit potenziellem Mehrwert für die Schweiz berichtet, wie pilzresistente Reben, virusresistente Tomaten, Krautfäule-resistente Kartoffeln und glutenreduzierten Weizen. Allerdings verhindern veraltete gesetzliche Bestimmungen und die pauschale Einstufung der Produkte als GVO den Einsatz neuer Züchtungsverfahren in der Schweiz, und blockieren damit Entwicklungen für eine nachhaltigere, innovativere Landwirtschaft.

Handlungsbedarf für die Schweiz

Das Parlament hat den Bundesrat beauftragt, bis Mitte 2024 ein risikobasiertes Zulassungsverfahren für NGT-Pflanzen auszuarbeiten. Der Bundesrat sieht aber in seinem Bericht vom Februar 2023 kaum Lockerungen vor. Auf die Frage von Nationalrat Andreas Meier (Die Mitte, AG) bezüglich Spielraum für Erleichterungen im Rahmen der bestehenden Gesetze hielt sich die Regierung bedeckt. Es ist daher fraglich, ob der für 2024 erwartete Vorlage tatsächlich den Einsatz neuer Züchtungsverfahren ermöglichen würde.

Die Schweiz fällt mit diesen restriktiven Rahmenbedingungen für innovative Züchtungstechnologien global weiter auf eine Schlusslicht-Position zurück. Das betrifft sowohl Forschung und Entwicklung, den Anbau als auch Handel und Import. scienceindustries sieht daher dringenden politischen Handlungsbedarf. Auch die Schweiz muss jetzt ihren Gesetzesrahmen entsprechend anpassen, um die Chancen der neuen Technologien zu nutzen.

Weitere Auskünfte:

Pia Guggenbühl, Bereichsleiterin Public Affairs & Kommunikation, Mitglied der Geschäftsleitung

pia.guggenbuehl@scienceindustries.ch, +41 79 566 60 10

Jan Lucht, Leiter Biotechnologie

jan.lucht@scienceindustries.ch, +41 44 368 17 63

Über scienceindustries:

scienceindustries, der Schweizer Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences, setzt sich für international herausragende Rahmenbedingungen für seine rund 250 Mitgliedsunternehmen ein. In der Industrie Chemie Pharma Life Sciences sind in der Schweiz rund 77'000 Erwerbstätige beschäftigt. Als grösste Exportindustrie der Schweiz leistet sie einen bedeutenden Beitrag zum Schweizer Wohlstand. Die Schweizer Chemie Pharma Life Sciences rangiert bezüglich ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem zweiten Platz nach den USA und gehört somit hinsichtlich Performance, Marktstellung, Innovationsfähigkeit und Technologieführerschaft zur absoluten Weltspitze.

 


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