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Übersicht und Position zu nachhaltigen Ernährungssystemen

Dossiers - Nachhaltige Ernährungssysteme

Übersicht und Position zu nachhaltigen Ernährungssystemen

Die zukünftigen Herausforderungen im Ernährungssystem erfordern einen nachhaltigen Ansatz auf nationaler und internationaler Ebene. Die Mitgliedsunternehmen von scienceindustries tragen mit ihren hochinnovativen Produkten zur Erreichung dieses Vorhabens bei. Sie sind jedoch auf innovationsfreundliche Rahmenbedingungen angewiesen.

08.03.2023

Die Welt steht vor ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Mit einem Anwachsen der Weltbevölkerung in den nächsten 30 Jahren auf 10 Milliarden Menschen, könnte dies zu einer steigenden Nachfrage nach Nahrungsmitteln um 35 bis 70 Prozent führen. Andererseits sind heute mehr als 800 Millionen Menschen chronisch unterernährt und sehen sich täglich mit Nahrungsmittelknappheit konfrontiert, während wiederum mehr als 2 Milliarden Erwachsene als übergewichtig gelten, von denen über 650 Millionen fettleibig sind. Die Covid-Pandemie und der Konflikt in der Ukraine haben die Lage noch weiter verschärft, denn die Weltwirtschaft steht unter Druck, die Energiepreise schnellen in die Höhe und die Lieferketten geraten unter Druck.

Es besteht daher ein grosser Bedarf an widerstandsfähigen und nachhaltigen Ernährungssystemen, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sind, die Ernährungssicherheit gewährleisten und den Planeten auch für die kommenden Generationen nachhaltig schützen. scienceindustries und seine Mitgliedsunternehmen wollen diesen Bedürfnissen gerecht werden, indem sie Teil der Lösungen der Zukunft sind und hierzu innovative Produkte und Methoden zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen im Lebensmittel- und Ernährungssektor anbieten.

Chemie, Pharma und Life Sciences tragen zu gesunden und nachhaltigen Ernährungssystemen bei
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist ein nachhaltiges Ernährungssystem (engl. sustainable food system SFS) ein System, das Ernährungssicherheit für alle in einer solchen Weise gewährleistet, dass die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Grundlagen für die Erzeugung von Ernährung für künftige Generationen nicht beeinträchtigt werden.

scienceindustries stuft das Thema gesunde und nachhaltige Ernährungssysteme als sehr wichtig für den Verband und seine Industrien ein. Mit den wissenschaftlichen Ressourcen und Erkenntnissen, die unseren Industrien zur Verfügung stehen, können sie einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung nachhaltigerer Ernährungssysteme leisten und die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsagenda unterstützen: Zum einen, indem sie ihre wissenschaftliche und innovative Kraft nutzten, um einige der weltweit grössten Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit anzugehen, zum anderen, indem sie Produkte herstellen, die so konzipiert sind, dass sie die Bedürfnisse der heutigen Generation erfüllen, ohne die Grundlagen künftiger Generationen zu gefährden.

Ein ganzheitlicher Ansatz ist erforderlich
Das öffentliche Verständnis über die Komplexität der landwirtschaftlichen Produktion, der nachhaltigen Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, der Lebensmittel vom Erzeuger bis zum Verbraucher, der Ernährungssicherheit und -versorgung sowie der Ernährung ist überaus fragmentiert und oft von einer einseitigen Sichtweise geprägt. Die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Nachhaltigkeit bei Mensch, Wirtschaft und Umwelt müssen jedoch umfassend berücksichtigt werden, um die Herausforderungen nachhaltiger Ernährungssysteme zu bewältigen.

Hierbei ist Nachhaltigkeit von grundlegender Bedeutung, um die langfristige Ernährungssicherheit innerhalb der von der Umwelt gesetzten Grenzen zu gewährleisten. Die inhärente Komplexität der Ernährungssysteme erfordert künftig einen viel ganzheitlicheren Ansatz sowie koordinierte Massnahmen aller Beteiligten auf lokaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene, sowohl von öffentlichen als auch von privaten Akteuren.

Aspekte wie die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen, Nachhaltigkeit und die Kreislaufwirtschaft sind heute fester Bestandteil der modernen Unternehmensführung. Diese Entwicklungen haben vor allem in den letzten drei Jahrzehnten sowohl in den Industrieländern als auch in den Entwicklungsländern zu positiven Ergebnissen geführt.

Die Schweiz muss in Sachen Innovation weltweit führend bleiben
Eine Produktivitätssteigerung muss im Rahmen der verfügbaren natürlichen Ressourcen erreicht werden, wobei sicherzustellen ist, dass die Praktiken minimale Auswirkungen auf Ökosysteme, Klima und Umwelt haben. Dazu gehören auch Technologien wie das Fortifizieren von Lebensmitteln sowie die Reduktion von Lebensmittelverschwendung und -abfällen (einschliesslich nachhaltiger Verpackungen). Als einer der wichtigsten Forschungs- und Innovationsstandorte in Europa muss die Schweiz die Chance ergreifen und eine globale Führungsrolle bei der aktiven Gestaltung der Ernährungssysteme der Zukunft übernehmen.

Dazu braucht es einerseits solide Investitionen in die Grundlagenforschung sowie in die angewandte Forschung und andererseits Rahmenbedingungen, die Forschung fördern und Innovationen ermöglichen. Letzteres kann nur erreicht werden, wenn die Schweizer Gesellschaft offen bleibt für wissenschaftliche und technologische Entwicklungen. Aus diesem Grund ist es für die Privatwirtschaft von grösster Bedeutung, aktiv auf die Öffentlichkeit und die Entscheidungsträger zuzugehen und einen konstruktiven Dialog mit den verschiedenen Interessengruppen zu führen.

Die Position von scienceindustries zum Thema Ernährung
scienceindustries unterstützt vollumfänglich das Ziel, dass die in der Schweiz und auf dem Weltmarkt angebotenen Lebensmittel zunehmend nachhaltiger werden. Die künftige Rahmengesetzgebung muss jedoch die notwendigen Anforderungen erfüllen, um eine langfristige positive Wirkung auf die Nachhaltigkeit der Ernährungssysteme zu erzielen:

  1. Innovationsoffenheit
    Innovation ist ein zentrales Element für den Übergang zu einer nachhaltigeren Ernährungsproduktion. In der Schweiz ist die Innovation in der Ernährungs- und Landwirtschaft aufgrund eines zunehmend restriktiven regulatorischen Umfelds immer schwieriger geworden. scienceindustries fordert, dass der künftige Rahmen die Entwicklung neuer Lösungen und deren Verwendung durch Landwirte, Lebensmittelproduzenten und Verbraucher ermöglicht.

    Ein erfolgreicher, zukunftsorientierter Rahmen für Nachhaltigkeit sollte die Entwicklung und Einführung neuer Technologien und innovativer Lösungen ermöglichen. Dies setzt voraus, dass die Wissenschaftlichkeit weiterhin im Mittelpunkt der Entscheidungsfindung steht. Alle Akteure, vom Erzeuger bis zum Verbraucher, müssen beim Übergang zu nachhaltigen Ernährungssystemen eine Rolle spielen. Unsere Branche hat sich verpflichtet, weiterhin Instrumente für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion und eine gesunde, nährstoffreiche Ernährung zu entwickeln.
     
  2. Internationale Koordination
    Globale Herausforderungen erfordern komplexe, multilaterale Lösungen. Wir ermutigen die politischen Entscheidungsträger, bei der Verfolgung globaler Nachhaltigkeitsziele bilaterale und multilaterale Vereinbarungen zu priorisieren. Unilaterale Massnahmen können dazu führen, dass Länder unterschiedliche Standards festsetzen und die globale Governance weiter fragmentiert wird. Dies könnte den Zugang der Schweiz zu wichtigen Exportmärkten erschweren und gleichzeitig die Kosten für Schweizer Importeure, Produzenten und Konsumenten in die Höhe treiben.

    Einseitig auferlegte Nachhaltigkeitsanforderungen können kein Level-playing-field garantieren und sogar den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung zuwiderlaufen. Verschiedene Länder haben unterschiedliche ökologische und sozioökonomische Bedingungen, die ihre Ernährungssysteme beeinflussen, was zu divergierenden Herangehensweisen bei der nachhaltigen Ernährungsproduktion führt.

    Die Schweiz sollte ein vorausschauendes und flexibles Regulierungssystem anstreben, das schnell auf verbesserte wissenschaftliche Erkenntnisse reagieren kann, und gleichzeitig potenzielle Handelsprobleme — dies aufgrund unterschiedlicher Vorschriften — minimieren, welche in der Schweiz ansässige Unternehmen benachteiligen.
     
  3. Holistischer Ansatz in der Nachhaltigkeit
    Ein dauerhafter Wandel erfordert ausgewogene und flexible Lösungen. Nachhaltigkeit muss eine Gleichgewichtung ihrer drei Säulen beinhalten: Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Eine wichtige Herausforderung für die Politikgestaltung besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen ihnen zu finden. Das Gewicht, das jeder der drei Säulen beigemessen wird, sollte sich ausgewogen in fortschrittlichen politischen Vorschlägen widerspiegeln. Die Bewertung der Nachhaltigkeit muss wissenschaftlich fundiert sein und für alle Produktionsmodelle gleichermaßen gelten.

    Eine Verbesserung der drei Säulen kann nur erreicht werden, wenn den Beteiligten genügend Flexibilität eingeräumt wird, um entsprechend ihren Umständen optimale Entscheidungen zu treffen. Es müssen verschiedene Wege zur Förderung der Nachhaltigkeit in Betracht gezogen werden, wenn zweckmäßige Lösungen entwickelt werden sollen.

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