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Nein zum Verbot von modernem Pflanzenschutz
Der Bundesrat beantragt dem Parlament, die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» ohne Gegenvorschlag abzulehnen. Dies zu Recht. Denn die Initiative schadet sowohl den Bauern als auch Konsumentinnen und Konsumenten.
27.02.2019
Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» - NEIN zum Verbot von modernem Pflanzenschutz
Die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» fordert ein Totalverbot synthetischer Pestizide in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege. Die Initiative geht aber noch weiter: So wollen die Initianten auch die gewerbliche Einfuhr von Lebensmitteln, die synthetische Pestizide enthalten oder mithilfe solcher hergestellt wurden, verbieten. «Bei diesen extremen Forderungen stellt sich die Frage, welche Lebensmittel im Falle einer Annahme überhaupt noch in der Schweiz verkauft werden dürften und ob sich die Initianten der negativen Auswirkungen bewusst sind» sagt Anna Bozzi, Dossierverantwortliche. Die Preise würden massiv steigen, da das Angebot stark abnehmen würde. Zudem würde die Gewährleistung der Sicherheit und Hygiene entlang der Lebensmittelkette ohne Einsatz synthetischer Pestizide, zu denen auch Reinigungs- und Desinfektionsmitteln (Biozide) gehören, enorm erschwert.
Natürliche Mittel sind nicht grundsätzlich unproblematisch
Ein Verbot von synthetisch produzierten Pestiziden ist absolut unsinnig. Die Initiative stützt sich auf eine nicht sachgerechte Unterscheidung zwischen synthetischen und nicht-synthetischen Pestiziden. Sie will zwischen Gut und Böse unterscheiden. Doch so einfach ist es nicht. Ob ein Pestizid synthetisch produziert wurde oder nicht, sagt nichts über seine Toxizität (Giftigkeit) aus. Natürliche Mittel können sehr giftig sein und Schaden anrichten. Deshalb sind auch Bio-Pestizide nicht grundsätzlich unbedenklich. So ist ein Grossteil der Kupferpräparate, die häufig im Biolandbau eingesetzt werden, als gesundheitsschädlich und umweltgefährdend eingestuft. Das Insektizid Pyrethrum, das aus den Blüten von verschiedenen Pflanzenarten gewonnen wird, tötet Bienen, die direkt damit in Kontakt kommen. Darüber hinaus sind die im Pyrethrum-Extrakt enthaltenen Pyrethrine Nervengifte, die auch das menschliche Zentralnervensystem angreifen können. Über 40% der rund 2'000 Tonnen in der Schweiz verkauften Pflanzenschutzmittel sind Bio-Mittel. Von Kupfer allein werden jedes Jahr in der Schweiz zirka 70 Tonnen verkauft.
Auch Bio-Bauern wenden synthetische Pestizide an
Etliche für den Biolandbau zugelassene Wirkstoffe sind synthetisch. So kommen praktisch keine der im Bio-Pflanzenschutz zugelassenen Kupfersalze aus der Natur. Sie werden synthetisch hergestellt. Auch Schwefel stammt in aller Regel nicht aus einer natürlichen Quelle, sondern wird synthetisch produziert. Zudem enthalten viele Bio-Pflanzenschutzmittel synthetische Hilfs- und Zusatzstoffe. Ein Beispiel: Um Schwefel in einer wässrigen Suspension zu formulieren (Schwefel ist nicht wasserlöslich) sind synthetische Dispergiermittel wie z.B. Ligninsulfonate notwendig.
Forschung in Dienst eines nachhaltigeren Pflanzenschutzes
Durch Forschungsinvestitionen fördern die Agrarunternehmen die Entwicklung neuer Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe mit immer höherer Wirksamkeit und besserer Umweltverträglichkeit. So hat in den letzten Jahrzehnten eine drastische Reduktion der ausgebrachten Wirkstoffmengen pro Hektar stattgefunden [1]: Die Ausbringungsrate von Pflanzenschutzmitteln pro Hektar ist seit 1950 um 95% zurückgegangen, sodass die Landwirte eine viel niedrigere Dosis anwenden müssen, um dieselbe Wirksamkeit zu erzielen. Gleichzeitig sind neue Wirkstoffe sicherer. Die durchschnittliche akute Toxizität hat seit den 1960er Jahren um 40% abgenommen.
Auch in der Schweiz kann man diese Entwicklung verfolgen. Neue Zahlen des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) zeigen, dass die Gesamtverkaufsmenge von Pflanzenschutzmitteln rückläufig ist. Ein besonders deutlicher Rückgang verzeichnen Herbizide. Zwischen 2008 und 2017 sanken die vermarkteten Mengen um 250 Tonnen, was einem Rückgang um fast 30% entspricht. Wirkstoffe mit besonderem Risikopotential [2] haben um 18% abgenommen. Einige Pflanzenschutzmittel mit besonderem Risikopotenzial dürfen auch in der biologischen Landwirtschaft angewendet werden.
Moderner Pflanzenschutz: Unverzichtbar - und sicher!
Die Schweizer Bauern arbeiten nach dem Prinzip des integrierten Pflanzenschutzes. Es gilt der Grundsatz, dass chemische Bekämpfungsmassnahmen nur dann zum Einsatz kommen, wenn mit präventiven Massnahmen kein ausreichender Schutz der Kulturen vor Schadorganismen gewährleistet werden kann. Ist ein Pflanzenschutzmitteleinsatz notwendig, können und werden Massnahmen zur Eindämmung der Risiken getroffen. Ziel ist es immer, die Nebenwirkungen für Mensch und Umwelt so klein wie möglich zu halten.
[1] 2018 - Phillips McDougall, Evolution of the Crop Protection Industry since 1960.
[2] Gemäss dem Aktionsplan Pflanzenschutzmitteln gelten als Wirkstoffe mit besonderem Risikopotenzial Wirkstoffe die entweder gemäss Pflanzenschutzmittelverordnung (SR 916.161) ein Substitutionskandidat sind oder die im Boden persistent (DT50 > 6 Monate) sind.
Weitere Informationen: agrar-industrie.ch
Medienmitteilung zum Download (PDF): Deutsch / Französisch
Auskünfte:
Sabrina Ketterer, Kommunikation
sabrina.ketterer@scienceindustries.ch
Tel. +41 44 368 17 43
Anna Bozzi, Dossierverantwortliche
anna.bozzi@scienceindustries.ch
Tel. +41 44 368 17 64