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Der Chemie-Pharma-Standort Schweiz muss Weltspitze bleiben
11.11.2022
Zürich, 11. November 2022. Die Schweizer Chemie- und Pharmaindustrie belegt weltweit den zweiten Platz im internationalen Ranking von BAK Economics. Dies zeigt der im Auftrag des Wirtschaftsverbands scienceindustries erstellte «Global Industry Competitiveness Index 2022». Die Studie zeigt auch: Ohne ein tragfähiges Verhältnis zur EU droht der Chemie- und Pharmastandort Schweiz seine Attraktivität zu verlieren.
«Der Chemie-Pharma-Standort Schweiz muss Weltspitze bleiben», sagte Matthias Leuenberger, Präsident von scienceindustries, anlässlich des diesjährigen Jahresanlasses des Wirtschaftsverbands Chemie Pharma Life Sciences. «Dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen: Langfristig mit Blick auf die Einbindung in den europäischen Forschungsraum, kurzfristig mit Blick auf die Umsetzung der OECD-Steuerreform sowie der Sicherung des Patentschutzes. Bei der Steuerreform geht es insbesondere darum, dass die Mehreinnahmen in den Forschungsstandort Schweiz reinvestiert werden.» Deren Relevanz unterstrich auch die durch BAK Economics erarbeitete Studie «Global Industry Competitiveness Index 2022» (GICI 2022).
Schweizer Chemie- und Pharmaindustrie (fast) überall an der Spitze
Der Schweizer Chemie- und Pharmastandort belegt weiterhin den zweiten Platz im «Global Industry Competitiveness Index» Ranking, welches die Wettbewerbsfähigkeit der Industrien Chemie und Pharma weltweit misst. An der Spitze gab es indes einen Wechsel: Die USA kletterten dieses Jahr zurück auf den Spitzenplatz und lösten damit Irland ab, welches auf den dritten Rang abrutschte. Dass die Schweiz ihren Platz halten konnte, liegt nach wie vor an den hiesigen guten Rahmenbedingungen.
«In allen vier Komponenten des GICI Ranking zählt die Schweizer Chemie- und Pharmaindustrie zu den Top 4 Ländern», sagt Michael Grass, Studienleiter bei BAK Economics. «Im Bereich "Performance" liegt die Schweiz aufgrund des hohen Wertschöpfungs- und Produktivitätswachstums weltweit auf Platz 1. Sie rangiert auf dem zweiten Platz bei der "Standortqualität" dank des attraktiven Steuerregimes, der liberalen Arbeitsmarktregulierung sowie der Qualität der Infrastruktur.»
Hohe Wettbewerbsfähigkeit – Schwachstellen bei der Digitalisierung
Hingegen ist die Schweiz in den beiden anderen gemessenen Bereichen vom dritten auf den vierten Rang abgerutscht: In der Domäne "Markstellung & Leistungsfähigkeit" ist die Schweiz eine der weltweit grössten und produktivsten Standorte für Chemie und Pharma. Im Vergleich zum Vorjahr holt China aber auf. Schliesslich bewegt sich die Schweiz im Bereich "Innovation und Technologieführerschaft" nach wie in der Spitzengruppe hinsichtlich der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E), F&E-Personal und Weltklassepatente pro Beschäftigte.
Nachholbedarf besteht aber weiterhin bei der Digitalisierung. Stephan Mumenthaler, Direktor von scienceindustries, erläutert hierzu: «In der Implementierung digitaler Technologien im Gesundheitssystem und in der digitalen Durchdringung von Forschungspatenten bestehen weiterhin Schwachstellen. Ohne grösseren Effort droht die Schweiz den Anschluss zu verlieren, vor allem im Vergleich mit anderen europäischen Standorten.»
Verhältnis Schweiz-EU setzt Wettbewerbsfähigkeit unter Druck
Vor dem Hintergrund der aufholenden Konkurrenz aus Europa – insbesondere Schweden, Dänemark und die Niederlande glänzen mit starken Forschungsstandorten und einer vollen Teilnahme am EU-Forschungsprogramm Horizon Europe – ist ein stabiles Verhältnis der Schweiz zur EU zentral. Der einseitige Abbruch der Verhandlungen über das institutionelle Rahmenabkommen stellt die Schweiz mittel- bis langfristig vor grosse Herausforderungen. Erste negative Folgen sind gemäss der GICI-Studie bereits Realität.
Der aktuell eingeschränkte Zugang der Schweiz zum Forschungsprogramm Horizon Europe gefährdet die Innovationskraft des hiesigen Standorts. Dies hat negative Folgen für Produktinnovationen und Wertschöpfungswachstum der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Ein möglicher Wegfall der Personenfreizügigkeit und die damit einhergehende Verschärfung des Fachkräftemangels würde die Standortqualität massiv beeinträchtigen.
Ohne MRA-Aktualisierung drohen technische Handelshemmnisse
Die EU ist der wichtigste Handelspartner der Schweizer Chemie- und Pharmaindustrie. Deshalb kommt dem Abkommen über den Abbau technischer Handelshemmnisse eine hohe Bedeutung zu. Werden gegenseitige Konformitätsbewertungen künftig nicht mehr aktualisiert, wären kurzfristig steigende Kosten und höhere administrative Aufwände die Folge, wie sie bereits heute die Medtech-Branche in Kauf nehmen muss. Langfristig ist mit einem Verlust an Standortattraktivität durch tiefere Investitionen und weniger Ansiedlungen zu rechnen.
Am diesjährigen Jahresanlass von scienceindustries stand denn auch die Bedeutung der bilateralen Beziehungen zur EU im Fokus. Dr. Martina Hirayama, Staatssekretärin für Bildung, Forschung und Innovation betonte: «Eine möglichst rasche Assoziierung an den EU-Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation ist das Ziel des Bundesrats. Die Schweiz ist bereit für diesbezügliche Verhandlungen mit der EU». Bei der anschliessenden Podiumsdiskussion, welche durch Peter Grünenfelder, Direktor von Avenir Suisse, bereichert wurde, waren sich alle einig, dass rasch eine Einigung mit der EU gefunden werden muss.
Weitere Auskünfte:
Dr. Stephan Mumenthaler, Direktor
stephan.mumenthaler@scienceindustries.ch, Telefon: +41 79 593 91 63
Pia Guggenbühl, Bereichsleiterin Public Affairs & Kommunikation
pia.guggenbuehl@scienceindustries.ch, Telefon: +41 79 566 60 10
Über scienceindustries:
scienceindustries, der Schweizer Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences, setzt sich für international herausragende Rahmenbedingungen für seine rund 250 Mitgliedsunternehmen ein. In der Industrie Chemie Pharma Life Sciences sind in der Schweiz rund 74'000 Erwerbstätige beschäftigt. Als grösste Exportindustrie der Schweiz leistet sie einen bedeutenden Beitrag zum Schweizer Wohlstand. Die Schweizer Chemie Pharma Life Sciences rangiert bezüglich ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem zweiten Platz nach den USA und gehört somit hinsichtlich Performance, Marktstellung, Innovationsfähigkeit und Technologieführerschaft zur absoluten Weltspitze.