Dr. Matthias Leuenberger, Präsident scienceindustries

Das Jahr 2024 birgt für die Schweizer Wirtschaft und unsere Industrien Herausforderungen wie auch Chancen: Von den Verhandlungen mit der EU über Freihandelsabkommen und dem Schutz des Geistigen Eigentums bis zu neuen Technologien wie CRISRP/Cas braucht es klare Positionen und den Mut, die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen.

Für unsere Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences hat das Jahr 2024 positiv begonnen: Der neue Elan im Europa-Dossier lässt hoffen, dass es nun endlich vorwärts geht. Wahrscheinlich hat die Geopolitik die EU zu gewissen Konzessionen bewogen – die Schweiz tut nun gut daran, dieses Momentum zu nutzen. Im Vordergrund stehen muss wieder der Pragmatismus und nicht die Ideologie! Die Schweiz braucht geregelte Beziehungen zum wichtigsten Handelspartner und wieder eine Vollassoziierung zu Horizon Europe, dem grössten Forschungsprogramm der Welt.  

Neben dem Hauptmarkt EU ist der Zugang zu weiteren Märkten der Schlüssel zum Erfolg unserer Exportindustrien. Im Vordergrund stehen sowohl der Abschluss neuer als auch die Modernisierung bestehender Abkommen. Aber auch Mutual Recognition Agreements (MRAs), wie das jüngst unterzeichnete Abkommen mit den USA im Bereich der Guten Herstellungspraxis für Arzneimittel, erleichtern den Handel und stärken damit den Produktionsstandort Schweiz. Die Aussicht auf neue Freihandelsabkommen mit Indien und dem Mercosur sind zwar positiv, unsere Kernanliegen in den Bereichen Schutz des Geistigen Eigentums, Marktzugang und Ursprungsbestimmungen/-regeln müssen aber unbedingt Berücksichtigung finden.

Grosse Chancen: Geistiges Eigentum, Nachhaltigkeit, Technologiefreiheit

Auch in weiteren Bereichen bietet das neue Jahr einige Chancen, die es zu nutzen gilt. An erster Stelle steht dabei die Innovationskraft als Motor der Schweizer Wirtschaft. Die anstehende Patentgesetzrevision bietet die Chance, ein international attraktives Patentrechtssystem zu etablieren. Der Schutz des geistigen Eigentums bleibt für scienceindustries und seine Mitglieder zentral. Die Schweiz muss aktiv für dessen Sicherung auch auf internationaler Ebene bei der WTO eintreten – wir setzen uns hierfür dezidiert ein!

Eine grosse Herausforderung und Chance ist sodann das Thema Nachhaltigkeit. Entsprechend nimmt es in der Strategie von scienceindustries seit geraumer Zeit einen gewichtigen Stellenwert ein: Unternehmen, die zu Umweltzielen beitragen, sind nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig erfolgreich. Damit wir des Netto-Null-Ziel bis 2050 erreichen können, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen. Im Fokus stehen dabei neue Technologien und Verfahren, welche nicht zuletzt aus den Forschungslaboren unserer Mitgliedsfirmen stammen.

Herausforderung: Smarte und pragmatische Regulierung ist gefragt

Zu den richtigen Rahmenbedingungen gehört vor allem auch eine smarte Regulierung mit Augenmass! Das Ende letzten Jahres gewählte Parlament ist in dieser neuen Legislatur besonders gefordert, damit Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten nicht ins Ausland verlagert werden. Verbesserungspotenzial besteht insbesondere bei Business-Regulierungen sowie mit Blick auf die künftige Chemikalienregulierung. scienceindustries setzt sich für effiziente Zulassungsverfahren und eine nachhaltige Regulierung ein, die wissensbasiert und ohne Totalverbote den Schutz sowie das Wohlergehen von Mensch, Tier und Umwelt sicherstellt.

Unsere Mitgliedsfirmen der Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences sind gut aufgestellt und bereit, die Chancen zu packen. Wir als Verband müssen dafür sorgen, dass in der Schweiz die bestmöglichen Rahmenbedingungen herrschen. scienceindustries wird sich auch in diesem Jahr aktiv in die Diskussionen einbringen!