Dossiers - Wettbewerbsfähigkeit
Freihandelsabkommen und offene Märkte sind essenziell
15.07.2021
Die Industrien Chemie Pharma Life Sciences in der Schweiz erarbeiten mit ihren gut 70´000 Mitarbeitenden 51% der Gesamtexporte und sind damit unangefochten die grösste Exportindustrie der Schweiz. Die Mitglieder von scienceindustries erwirtschaften 98% ihres Umsatzes im internationalen Wettbewerb. Ungefähr die Hälfte ihrer Exporte gehen in die EU. Als kleine Nation ist die Schweiz deshalb auf gute wirtschaftliche Beziehungen mit der EU und Ländern aus der ganzen Welt angewiesen.
Neben den gesicherten Beziehungen zur EU ist ein weltweiter Ausbau der Zusammenarbeit durch Freihandelsabkommen essenziell für den zukünftigen Erfolg der chemisch-pharmazeutischen Industrie in der Schweiz. Zwingend für die innovations- und forschungsorientierte Industrie sind dabei ein starker und durchsetzbarer Schutz des geistigen Eigentums und der Direktinvestitionen.
Freihandelsabkommen führen zu Win-Win-Situationen
Wohl ermöglichen Freihandelsabkommen Zolleinsparungen (vgl. hierzu eine Studie des SECO) in den beteiligten Märkten, jedoch stellen diese längst nicht mehr den einzigen Vorteil solcher Abkommen dar. Freihandelsabkommen erlauben es insb. auch Entwicklungs- und Schwellenländern, eigene Produkte zu wettbewerbsfähigen Konditionen (u.a. durch Reduktion von Zöllen und Handelshemmnissen) im Markt des Freihandelspartners vermehrt anzubieten. Ein erleichterter Marktzugang ermöglicht die Entstehung zusätzlicher Arbeitsplätze, welche den Arbeitnehmenden ein höheres Einkommen bescheren und so deren wirtschaftliche Situation verbessern. Der damit einhergehende Wohlstandsgewinn, respektive die Anhebung des Lebensstandards, verbessern das Bildungsangebot und somit die Zukunftsaussichten. Freiwerdende Ressourcen können dann in die nachhaltige Entwicklung investiert werden. Freihandelsabkommen bieten zudem eine wichtige Dialogplattform, auf welcher genau diese Themen diskutiert und umgesetzt werden können.
Freier Handelsaustausch fördert nachhaltige Entwicklung
Die Chemie Pharma Life Sciences Industrien bekennen sich zur nachhaltigen Entwicklung in ihren drei Dimensionen (ökonomisch, ökologisch und sozial). Ein möglichst freier Handelsaustausch zwischen den Ländern fördert die nachhaltige Entwicklung durch seine wohlstandssteigernden Wirkungen am besten. Ausklammerungen von Produkten aus Verhandlungen sind aus grundsätzlichen Überlegungen abzulehnen. Solche widersprechen einerseits dem Geiste des freien Handels und andererseits stehen sie der Forderung nach einem gegenseitigen umfassenden Marktzugang der Handelspartner diametral entgegen. Rund um die Diskussionen um Palmöl muss bedacht werden, dass dieses bereits heute innerhalb des Allgemeinen Präferenzsystems (APS) zollfrei in die Schweiz importiert werden kann. Eine Ausklammerung des Palmöls in den Freihandelsabkommen bringt daher keinen Mehrwert, jedoch signifikante Mehrkosten beim Import für Verwender im sekundären und tertiären Sektor, weil mit einem Freihandelsabkommen der APS-Status zwingend wegfällt. Gerade beim Abschluss von Freihandelsabkommen bspw. mit Malaysia ist es als Chance zu betrachten, dass sich die EFTA-Staaten mittels engerer Beziehungen zu Malaysia noch besser für einen umwelt- und sozialverträglichen Palmöl-Anbau einsetzen können (Fact Sheet "Ausklammerung von Produkten aus Freihandelsabkommen: Palmöl – Facts and Figures").
Keine Benachteiligung gegenüber der EU entstehen lassen
Die EU hat mit 77 Staaten Freihandelsabkommen in Kraft (Stand Januar 2021). Sie ist bemüht, mit dem Abschluss zahlreicher Freihandelsabkommen ihre Marktposition zu stärken und den Unternehmen so einen diskriminierungsfreien Markzugang zu ermöglichen. scienceindustries beobachtet die Entwicklung der Freihandelsabkommen der EU mit Drittstaaten mit Interesse hinsichtlich der Weiterentwicklung des Freihandelsnetzes der Schweiz. Dies in der Absicht, den Schweizer Unternehmen einen mindestens gleichwertigen Marktzugang in diese Länder/Regionen zu ermöglichen.
Die detaillierten Anforderungen von scienceindustries an ein Freihandelsabkommen werden im Positionspapier "FTA Objectives" beschrieben, während sich das Positionspapier "Aussenwirtschaftsstrategie 2019-2023" mit derselben befasst.
Studie zur Wettbewerbsfähigkeit der Chemie Pharma Life Sciences 2024
Gastkommentar NZZ zur Industriepolitik: Direktor Stephan Mumenthaler