Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences

Dossiers - Zollpolitik und Freihandel

USA Zollpolitik und Auswirkungen auf die Chemie- und Pharmaindustrie

28.02.2025

Die USA sind der wichtigste Exportmarkt für die Schweizer Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences. Geplante Zollerhöhungen könnten jedoch Produktionskosten und Preise steigern sowie Lieferketten unterbrechen, was die Verfügbarkeit essenzieller Medikamente gefährden würde. Protektionistische Massnahmen und mögliche Gegenmassnahmen der EU könnten Handel und politische Beziehungen belasten.

Die USA sind für unsere Mitglieder der chemisch-pharmazeutischen Industrie die wichtigste Exportdestination. Sowohl bei den Exporten (63.9 Prozent an Gesamtausfuhren) in die USA wie auch bei den Importen (42.8 Prozent an den Gesamteinfuhren) aus den USA belegen die Produkte der chemisch-pharmazeutischen Industrie im Warenhandel Rang 1. Im Jahr 2024 trugen pharmazeutische Produkte, Vitamine und Diagnostika 93.7 Prozent der Gesamtausfuhren unseren Industrien in die USA bei, während organische Roh- und Grundstoffe 2.4 Prozent und Pflanzenschutzmittel 1.9 Prozent ausmachten. Rund 94 Prozent der Warenausfuhren können zollfrei in die USA importiert werden.

Gefährdung der Medikamentenversorgung durch Zollerhöhungen

Die diskutierten Zollerhöhungen bergen, je nach deren Ausgestaltung, der Art des exportierten Gutes (wie z.B. Alleinstellungsmerkmal, Versorgungsrelevanz) sowie dem Businessmodell der Unternehmen, unterschiedliche Auswirkungen. Zölle auf Arzneimittel, deren Wirkstoffe und Ausgangsmaterialien würden unweigerlich zu steigenden Produktionskosten führen und so die Verfügbarkeit essenzieller Medikamente gefährden. Zudem führen Zölle in der Regel zu höheren Preisen für den Warenempfänger.

Eine Unterbrechung der etablierten Lieferketten könnte Versorgungsengpässe verursachen, insbesondere bei kritischen Arzneimitteln. Die Corona-Pandemie hat eindrücklich gezeigt, dass funktionierende Lieferketten essenziell sind, um die Versorgung mit lebenswichtigen Arzneimitteln sicher zu stellen. Die US-Pharmaindustrie ist stark von globalen Zulieferern abhängig, insbesondere von hochspezialisierten Unternehmen in der Schweiz und der EU. Protektionistische Massnahmen dieser Art könnten den Zugang von Patienten zu notwendigen Therapien erheblich erschweren und verteuern.

Auswirkungen auf Preise, Verträge und Wettbewerbsfähigkeit

In Abhängigkeit der Höhe der Zölle könnten Unternehmen sich veranlasst sehen, Preiserhöhungen in Betracht zu ziehen. Preiserhöhungen für betroffene Produkte sind aufgrund von administrierten Preisen jedoch nicht in jedem Falle möglich. Das könnte in den Verhandlungen mit internationalen Kunden zu Preiserhöhungen führen, die selbstverständlich nicht immer akzeptiert werden. Unternehmen, die langfristige Verträge mit Exportpartnern haben, müssen möglicherweise bestehende Vereinbarungen neu verhandeln, um die neuen Kosten abzudecken. Handelt es sich um Produkte mit einem Alleinstellungsmerkmal, werden diese sicherlich leichter zu realisieren sein als bei Produkten mit zahlreichen Anbietern und Mitbewerbern.

Die Schweiz ist ein zentraler Akteur in der pharmazeutischen Industrie, und Handelshemmnisse könnten bestehende Lieferketten stören sowie die Produktionskosten steigern. Dies würde nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der Branche beeinträchtigen, sondern auch negative Folgen für Forschung, Entwicklung und Innovation mit sich bringen. Im Ergebnis werden die Patienten darunter am meisten leiden.

Die Schweiz inmitten protektionistischer Massnahmen

Wenn die Zollanhebungen auf Produkte einzelner Länder abzielen, besteht das Risiko von Gegenmassnahmen, die die etablierten Lieferketten erheblich stören könnten. Dies könnte letztlich in einem Handelskrieg münden, der nicht nur Unternehmen in der Schweiz, sondern auch Tochtergesellschaften und Kunden in Ländern, die den US-Markt beliefern, betreffen würde. So steht beispielsweise im Raum, dass die Trump-Administration Zölle auf EU-Ausfuhren erhöhen möchte. Entsprechende Reaktionen der EU könnten auch die Schweiz als Drittstaat tangieren. In diesem Fall müsste sichergestellt werden, dass die Schweiz nicht von möglichen Gegenmassnahmen betroffen ist. Die Erfahrungen mit den EU-Stahlschutzmassnahmen haben gezeigt, welche Auswirkungen dies haben kann. Daher ist ein intensiver Austausch mit den zuständigen Behörden unerlässlich. Auf aussenpolitischer Ebene ist sicherzustellen, dass die Schweiz von jedweden Gegenmassnahmen ausgenommen würde.

Sollte die EU Gegenmassnahmen beschliessen, die auch die Schweiz betreffen, könnte dies zudem die Zustimmung der Bevölkerung zu den Bilateralen III, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende Volksabstimmung zum Verhandlungspaket Schweiz-EU, negativ beeinflussen. Die EU ist unser wichtigster Handelspartner: Mehr als 50 Prozent unserer Exporte gehen in die EU, und über drei Viertel aller chemisch-pharmazeutischen Produkte stammen aus der EU. Daher ist ein ungehinderter Zugang zum EU-Binnenmarkt von zentraler Bedeutung.


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